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Die Ballade des Ibor – Ein episches AAR über die Anfänge der Burgunder

  • Die Ballade des Ibor – Ein episches AAR über die Anfänge der Burgunder


    Ausgangssituation im Frühjahr 395 n.Chr.


    Gibica – Hochkönig der Burgunder (46 Jahre) unverheiratet
    1. Sohn: Gundomad (27 Jahre) verheiratet mit Erminhilt (24 Jahre)
    - 1. Sohn: Warin (9 Jahre)
    - 1. Tochter: Rosmunda (5 Jahr)
    2. Sohn: Giselher (23 Jahre) unverheiratet
    3. Sohn: Gunther (20 Jahre)unverheiratet


    andere Adlige:
    Wulfhard (49 Jahre) unverheiratet, Staatsmann


    Kandidaten:
    Liupold (26 Jahre)
    Dagobert (32 Jahre)


    Standort der Burgunder:
    Provinz: Gothiscandza
    Region: Ascaucalis (Torp, Salzlagerstätte, Pökelschuppen)


    Umgebung um Ascaucalis:
    Nördlich: Mare Suebicum
    Östlich: Rugier: Nichtangriffspakt, Handelsabkommen, militärischer Zugang, gleiche Provinz
    Südlich: Lugier: keine Beziehung
    Südwestlich: Thüringer: keine Beziehung
    Westlich: Warnen: Krieg, gleiche Provinz


    Armeen:
    Die Raubvögel:
    - Angeführt von Gundromad und germanischen Adligen
    - 1x germanische Schar
    - 2x Widerhakenplänkler
    - 1x germanisch berittene Kriegsbande
    - 2x burgundische Kriegshunde


    Die Schreie des Windes:
    - Angeführt von Gibica und germanischen Adligen
    - 2x germanischer Heerbann
    - 2x germanische Schar
    - 2x Streukreis-Werfer
    - 2x Widerhakenplänkler
    - 1x germanisch berittene Kriegsbande
    - 2x burgundische Kriegshunde


  • Prolog


    Die Nacht war wolkenverhangen und es regnete in Strömen. Blitze zuckten am Horizont und gelegentlich war aus der Ferne ein Grollen zu hören. Die Wachen hatten sich in die Wachhäuser an der Palisade und am Haupttor zurückgezogen und die wenigen Männer, die auf der Palisade ihren Dienst verrichten mussten, hatten ihre Mäntel fest um sich geschlungen und ihre Helme tief ins Gesicht gezogen. Fleurey-sur-Ouche lag in tiefster Dunkelheit nur die Kirche und die beiden Gasthäuser waren noch beleuchtet.
    Fleurey-sur-Ouche war die Residenz von Robert I., genannt „der Ältere“. Die Stadt entstand um das Kloster Saint-Marcel und wurde bis zu diesem Zeitpunkt von der Abtei von Cluny verwaltet.
    Robert I. war im Jahr 1032 n.Chr. von seinem Bruder Heinrich I., König von Frankreich, zum Herzog von Burgund ernannt worden und erhielt die Stadt Fleurey-sur-Ouche und seine Umgebung als herzogliches Lehen.
    Aus dem beschaulichen Dörfchen, das sich um die Gärten des Klosters herum bildete, wurde eine kleine Stadt. Der Herzog ließ eine kleine Palisade bauen um die Stadt besser schützen zu können.
    Auch wenn die Bewohner der Stadt sehr fromm waren, trafen sie sich doch zu später Stunde entweder im „Gänseschuppen“, dass so hieß, weil man dort von junge und dralle Frauen in einem Schuppen hinter dem Haus für etwas Geld beglückt wurde. Diese Frauen waren, wenn sie nicht mit den Männern beschäftigt waren, unentwegt am Schnattern und gackern, wodurch sich der Name in der Bevölkerung etablierte. Eigentlich hieß das Gasthaus aber „Zum Zinnteller“. Das zweite Gasthaus in der Stadt war das Gasthaus „Zum güldenen Horn“, es war ein großes Haus und hier kehrten die besser betuchten Bürger ein.
    Odo, der Dichter Robert I., hatte sich am heutigen Abend dafür entschlossen, im „Gänseschuppen“ einzukehren und sich einmal die neue „Magd“ anzuschauen, von der in der Stadt schon so viel geredet wurde. Sie war jung, gerade einmal sechzehn Jahre und hatte langes, goldenes Haar. Ihre Augen waren grün und wiesen kleine braune Sprenkel auf. Sie war zierlich, aber ich Brüste waren üppig und fest. Odo war hin und weg als er sie sah und seine Begierde kannte keine Grenzen mehr. Er bezahlte den Wirt und verschwand mit Rothrud, wie sie hieß, in den Schuppen hinter dem Haus. Rothurd hatte einige Kerzen entzündet und das schwache Licht der Kerzen flackerte auf ihrer Haut und ließ sie golden schimmern. Ihre Haut war so rein und ohne jeden Makel und Odo betrachtete sie mit voller Begierde. Rothrud ging langsam auf die Lagerstatt zu, es war ein Haufen Stroh, über den zwei dicke Decken gelegt waren. Auf dem Weg dorthin ließ sie ihr Kleid langsam zu Boden gleiten. Odo konnte sie nun in ihrer vollkommenen Pracht bestaunen und in seinem Geiste bildete sich ein Lied, das er für sie schreiben würde. Seine Lenden verzehrten sich nach ihr und als sie sich auf das improvisierte Bett legte, konnte Odo es nicht mehr aushalten. Er fummelte an seinem Untergewand, die Bänder an seiner Hose wollten sich nicht lösen und Odo stieß einen leisen Fluch aus.
    „Was ist mit dir, Dichter des Herzogs? Hast du Probleme mit deiner Hose?“, fragte sie.
    „Es sind diese verdammten Bänder, ich bekomme sie einfach nicht auf.“, entgegnete Odo.
    „Wartet Herr, kommt zu mir, ich werde sie für euch lösen.“
    Sie griff beherzt zu und öffnete die Bänder mit einer Geschicklichkeit, die Odo überraschte, aber es war ihr Handwerk und sie schien geübt darin. Rothrud zog Odo an sich heran und küsste ihn. Odo war von ihren vollen Lippen gefangen, sie küsste seinen Hals und seine Brust, ihre Hände fuhren über seinen Rücken und Odo überlief ein warmer Schauer. Gerade als Rothrud mit ihren Lippen an seinem Bauch herunterfuhr, flog die Tür zum Schuppen auf und ein kalter und nasser Windzug strömte in den Raum hinein, der die Kerzen wild flackern ließ. Odo fluchte über diese Störung und wollte dem Eindringling gerade mit einer Tirade von wüsten Beschimpfungen überziehen, als er feststellte, dass es Grimaud war, der stellvertretende Hauptmann der Leibwache Herzog Roberts. Er war ein großer und grobschlächtiger Mann, mit einem zernarbten Gesicht und funkelnden Augen.
    Grimaud hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen und Odo hasste ihn dafür.
    „Wie ich sehe, habt ihr von Rothrud gehört und wolltet sie nun auch einmal ausprobieren. Sie ist ein wahres Wunder der Natur, aber leider werdet ihr heute keine Chance mehr haben, sie vollends zu erkunden.“, entgegnete Grimaud.
    „Was wollt ihr von mir Grimaud?“, fragte Odo.
    „Ihr sollt sofort in den Palas des Herzogs kommen.“, entgegnete Grimaud mit sichtlicher Schadenfreude im Gesicht.
    Odo, der noch immer mit heruntergelassener Hose da stand, entgegnete bissig „Warum soll ich um diese Zeit noch in den Palas? Der Herzog hat mich für heute entlassen.“.
    „Der kleine Bastard des Herzogs scheißt sich bei diesem kleinen Schauer vor Angst in seine Hosen und nun hat der Herzog nach euch schicken lassen, damit ihr dem kleinen Windelscheißer eine eurer einschläfernden Geschichten erzählt.“, entgegnete Grimaud mit unverhohlener Verachtung. „Ihr sollt euch sofort auf den Weg machen, ich werde hier gerne für euch weitermachen.“, entgegneter er mit einem lüsternen Blick auf die junge Rothrud.

  • Odo spürte Wut in sich aufsteigen über diese Gemeinheit und über die herablassenden Worte Grimauds, aber er wusste auch, dass er keine andere Wahl hatte. Robert I. war nicht dafür bekannt, ein geduldiger und besonnener Herrscher zu sein. Er war jähzornig und hasste es, auf etwas zu warten und so blieb Odo keine Wahl, als seine Hose hoch zuziehen und sein Hemd überzuziehen. Er legte seinen Mantel an und zwängte sich an Grimaud vorbei durch die Tür des Schuppens. Er wiederstand dem Verlangen noch einmal nach Rothrud zu schauen und als er in den Hinterhof trat, schlug die Tür des Schuppens zu und er vernahm noch das Geräusch eines zu Boden geworfenen Schwertgürtels. Er beeilte sich, außer Hörweite zu kommen, denn er wollte nicht hören, wie sich Grimaud grunzend und ächzend auf das junge Ding stürzte.


    Heinrich, der erste Sohn Robert I., saß in seinem Zimmer und schluchzte in das Kleid seiner Mutter. Sein Vater lief auf und ab im Zimmer und schaute gelegentlich mit Verachtung auf seinen weinenden Sohn.
    Odo kam durchnässt ins Zimmer und Robert drehte sich augenblicklich zu ihm herum.
    „Wo seid ihr solange gewesen?“, fragte Robert in einem säuerlichen Ton.
    „Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte mein Herr.“, entgegnete Odo, noch leicht außer Atem.
    „Der Junge fürchtet sich vor einem Gewitter, könnt ihr euch das vorstellen Odo? Er ist jetzt sechs Jahre alt und fürchtet sich noch immer vor einem Gewitter.“, grollte Robert.
    Heinrich blickte kurz auf, nur um beim nächsten Donnerschlag, sein Gesicht gleich wieder in die Kleider seiner Mutter zu vergraben.
    „Mein Herr, macht euch keine Sorgen, ich werde mich um den Jungen kümmern und ihn unterhalten. Ihr könnt euch beruhigt in eure Gemächer begeben. Ich werde mich darum kümmern, dass er sich beruhigt und wieder einschläft.“, meinte Odo mit Zuversicht in der Stimme.
    Er mochte den kleinen Jungen. Heinrich war klug und stehts fröhlich. Er hing an Odos Lippen wenn dieser Geschichten erzählte und Odo sah in seinen Augen immer ein Funkeln, wenn er von den Helden der Vergangenheit sprach.
    Heinrichs Mutter gab ihrem Sohn noch einen Kuss auf die Stirn und ließ ihren Sohn nur zögerlich von sich, aber sie wollte Robert nicht erzürnen, indem sie ihrem Sohn noch mehr Zuneigung schenkte, denn Robert empfand es schon so als Zumutung wie seine Frau seinen Sohn verhätschelte.
    Nachdem seine Eltern das Zimmer verlassen hatten, wischte sich Heinrich eine Träne aus dem Gesicht und zeigte ein kleines Lächeln.
    „Es war gar nicht so leicht sich eine Träne rauszudrücken.“, entgegnete Heinrich mit gespielter Unschuld als seine Eltern das Gemach verlassen hatten.
    Odo spürte Groll in sich aufsteigen, Groll darüber, dass er Rothruds Körper nicht Zoll für Zoll erkunden durfte, dass Heinrich alles nur gespielt hatte um noch eine Geschichte zu hören und Groll darüber, dass Grimaud auf seine Kosten mit der hübschen Rothrud bumsen durfte. Doch als Heinrich seine Hand mit seinem herzerweichenden Lächeln nahm und ihn an den Kamin geleitete, merkte er, wie der ganze Groll langsam von ihm abfiel. Es stand ein Krug mit heißem Gewürzwein in der Nähe des Kamins und Odo schenkte sich einen Krug ein. Heinrich schenkte er ebenfalls einen Krug ein, verdünnte ihn aber mit etwas Wasser. Sie stießen ihre Krüge aneinander und Odo konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    „Ihr habt mich heute einiges an Geld gekostet.“, meinte Odo zu Heinrich.
    „Ich bin sicher, ihr werdet von meinem Vater eine gute Entlohnung bekommen, wenn ihr es schafft, dass ich heute Nacht schlafe und eine eurer Geschichten mir die Angst vor dem Donner nimmt.“, entgegnete Heinrich mit einem entwaffnenden Lächeln.
    „Nun gut mein Herr, dann sagt mit doch bitte, welche Geschichte ich euch heute Nacht erzählen soll?“, fragte Odo.
    „Erzählt mir von meinen Vorfahren Odo! Ich will wissen wo wir herkommen. Ich will wissen wer meine Vorfahren sind. Stimmt es, dass sie von einer Insel kommen die im Mare Suebicum liegt. Sie soll Burgundarholmr heißen.“, erzählte Heinrich mit Begeisterung in der Stimme. „Außerdem sollen sie große Krieger hervorgebracht haben und ich habe gehört, dass der größter Krieger aller Zeiten ein Kämpfer König Gibicas war.“
    „Es stimmt, Ibor war ein Gefolgsmann Gibicas und er war der größte Krieger seiner Zeit.“, entgegnete Odo.
    „Ist es auch wahr, dass Gibica der Stammvater der Burgunder ist und das Ibor einen Drachen getötet haben soll und dass er in dessen Blut gebadet hat und so unverwundbar wurde?“, fragte Heinrich aufgeregt, während er auf seinem Stuhl hin und her rutschte.
    „Bleibt ruhig mein Herr, ich werde euch die Geschichte erzählen, wenn ihr mich lasst und ich werde eure Fragen beantworten.“, sagte Odo ruhig und legte eine Hand auf Heinrichs Arm um ihn zu beruhigen.
    Odo schaute ins Feuer, leerte seinen Krug und verharrte in seiner Position. Er merkte, wie Heinrich wieder unruhiger wurde und begann auf seinem Stuhl herum zu rutschen. Er hielt die Spannung noch etwas aufrecht und tat so, als müsste er sich die Geschichte des ersten Königs der Burgunder ins Gedächtnis rufen, aber Odo kannte diese Geschichte gut und er liebte diese Geschichte und als er merkte, dass Heinrich die Spannung kaum noch aushielt begann er die Geschichte von Ibor, dem Schwurmann Gibicas, dem größten Krieger der Menschheit.

  • Kapitel 1 – Gibicas Traum


    „Die Geschichte beginnt im Jahre 395 nach der Geburt des Herren. Gibica ist 46 Jahre alt….“.
    „Halt, halt, halt Odo.“, unterbrach Heinrich. „Wieso fängst du erst im Jahre 395 an? Gibica ist doch schon alt und gebrechlich, er ist 46 Jahre alt, die wenigsten Leute, die ich kenne, sind so alt, außer vielleicht Pater Giesbert. Ich dachte ihr wolltet mir die Geschichte von Ibor erzählen und wie er mit König Gibica in den Krieg zog?“, entgegnete Heinrich.
    „Mein Herr, Gibicas Geschichte ist eine Geschichte die viele Mythen und Legenden enthält. Seine Reise von Burgundarholmr ist schriftlich nicht belegt, denn der König Gibica lebte in einem dunkeln Zeitalter. Ich möchte euch gern die Wahrheit erzählen über eure Vorfahren und nicht nur die Legenden, die euch wieder Flausen in den Kopf setzen.“, meinte Odo mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
    Heinrich wollte gerade Beginnen zu schmollen, als Odo ihm über das Haar strich und entgegnete: „Mein Herr, macht euch keine Sorgen, ihr werdet genügend Geschichten über große Krieger, Heldentaten und glorreiche Kämpfe hören, aber nun lasst mich meine Geschichte fortsetzen, sonst ist die Nacht rum und ihr habt noch nichts weiter gehört über König Gibica und seine Krieger.“, meinte Odo.
    „Na gut Odo, dann beginnt eure Geschichte.“, sagte Heinrich mit leichter Enttäuschung in der Stimme.
    „Also wo war ich? Ach ja…..“ und so begann Odo seine Gesichte.


    Es ist das Jahr 395 n.Chr. und Gibica hatte sich mit den Rugiern in Gothiscandza getroffen um seine Vermählung mit Fridilo, einer Tochter König Erarics, zu beschließen. Auch Gunther, Gibicas Lieblingssohn und Thronfolger sollte vermählt werden mit einer Nichte König Erarics. Sie hieß Wilgefortis und war eine sehr schöne Frau, der man nachsagte, dass die Göttin Freya sie gesegnet habe und sie einmal viele Kinder zeugen würde. Doch Gunther war zu diesem Zeitpunkt gerade in das Gebiet der Warnen eingefallen und stand mit seiner Armee, die aus der Armee seines Vaters, den „Die Schreie des Windes“ und der Armee seines Bruders Gundomads , den „Die Raubvögel“, zusammengelegt war, kurz vor der Stadt Rhougion. So wurden Gunther und Wilgefortis in Abwesenheit getraut und Gibica nahm seine Schwiegertochter anschließend mit nach Ascaucalis.
    Das Fest, welches König Eraric zu Ehren des Königs der Burgunder abhielt, war ein rauschendes Fest. Es wurden ganze Ochsen am Spieß gebraten, tausende Brote gebacken, Gewürze aus dem weiten Osten für die Speisen verwendet und Gaukler und Künstler unterhielten die Bewohnern der Stadt und die Gäste des Königs, es gab sogar einen tanzenden Bären, der aus den weiten des Nordens kam von einem Fürsten der Rus. Gibica hatte noch nie von diesem Volk gehört, aber er war sehr beeindruckt und zollte diesem Mann der Rus seinen Respekt, denn es beeindruckte ihn sehr, dass ein Mann es schaffte, einen Bären zu fangen und ihm das Tanzen beizubringen.
    Das Fest dauerte eine ganze Woche und in dieser Zeit gab es allerhand zu sehen. Es wurden Kriegerspiele abgehalten, die jungen Krieger der Rugier bewiesen sich im Turnier und einige wurden in den Adelsstand erhoben. Es wurde getrunken und gespeist und es wurden diplomatische Beziehungen geknüpft. Gibica sprach am Rande der Festlichkeiten mit Gesandten der Lugier und Thüringer und konnte mit ihnen jeweils ein Handelsabkommen schließen, natürlich nicht ohne sich noch ein bisschen Gold für seine Schatzkammer zu sichern, denn das Salz, was in Ascaucalis gewonnen wurde war ein begehrter Rohstoff. Auch Giselher war in Gothiscandza gewesen. Er hatte gerade erst das Amt des Statthalters von Ascaucalis angetreten, aber sein Vater wollte, dass ihn wenigstens einer seiner Söhne begleitete. Gundomad war in Ascaucalis geblieben um eine neue Armee auszuheben und in der Abwesenheit Giselhers für die Sicherheit in und um die Stadt zu sorgen.
    Auch das Torp in Ascaucalis wurde ausgebaut, denn der Ort zog immer mehr Menschen an und so war bald nicht mehr genug Platz für alle Menschen. Sie fühlten sich von König Gibica angezogen, schien er doch ein großes Ziel zu verfolgen und es stimmte auch. Gibica war in den letzten Monaten immer wieder mit seinen Söhnen zusammen gekommen und hatte sie auf die alten Traditionen ihres Volkes eingeschworen. Sie seien Krieger und man müsse sich endlich wieder darauf besinnen.
    „Ich habe Burgundarholmr nicht verlassen um König eines kleinen Fleckchens Erde zu werden.“, entgegnete er seinen Söhnen einmal gegenüber. „Wir stammen von großen Königen und Kriegern ab und wir sind zu mehr bestimmt, als Könige von Bauern zu sein. Unsere Männer sind stark und es dürstet ihnen nach Blut und Ruhm. Die Warnen sind mir ein Gräuel, den sie glauben, dass sie mächtiger sind als wir.“, sagte er weiter.
    „Ich werden ausziehen und sie vernichten Vater.“, entgegnete Gundomad.
    „Nein mein Sohn, ich möchte, dass Gunther diese Aufgabe übernimmt. Er ist jung und hat sich in einem richtigen Kampf noch nicht beweisen müssen. Er soll die Führung meiner Krieger und der deinen Übernehmen und sich sein Schwert verdienen.“, sagte Gibica mit fester Stimme.
    Und so kam es, dass Gunther mit den Kriegern seines Vaters und Bruders in die Region Rhougion einfiel. Doch der Frühling war schlecht in diesem Jahr und so kamen Gunther und seine Krieger nicht direkt bis vor die Stadt, doch der Sommer nahte und sollte besseres Wetter bringen.

  • Der Sommer kam und mit ihm ein Bote aus Rhougion. Er bot König Gibica einen mickrigen Sack mit zweihundert Stücken Gold an, damit dieser in einen Friedensvertrag einwilligte. König Gibica lachte bei diesem Angebot nur schallend und wies das Angebot zurück und ließ den Bote, ohne auf die Gebote der Höflichkeit und Gastfreundschaft zu achten, umgehend wieder zu seinem Herren schicken. Es sollte keinen Frieden zwischen den Burgundern und Warnen geben, die Warnen sollten, in Gibicas Augen sterben und ihre Knochen zu Staub zertreten werden, nichts sollte mehr an dieses Volk erinnern, welches Gibica so Abgrund tief hasste. Woher dieser Hass kam ist ungewiss, aber man sagte, die Warnen hatten König Gibica bei seiner Krönung die Ehre des Kniefalls verweigert. Es hieß, der Abgesandte der Warnen meinte damals, er würde sein Knie nicht vor einem Inselkönig beugen, der nicht über mehr als ein paar Bauern, Seevögel und deren Eier regierte. Seit diesem Vorfall schwelte ein unvorstellbarer Hass auf die Warnen in König Gibicas Brust und dieser Hass schien sich nun, am Ende seiner Tage Bahnen zu brechen.
    So kam es also das Gunther und seine Männer die Stadt Rhougion belagerten. Doch auch Gundomad wollte sich die Chance auf eine Schlacht nicht entgehen lassen und so folgt er seinem jüngeren Bruder mit zwei Einheiten Heerbannkriegern und zwei Einheiten Streukreis-Werfer. Es standen sich nun zweitausendzweihundertachtzig Krieger der Burgunder und zweitausendvier Krieger der Warnen gegenüber. Allerdings hatte König Archembald, der Feigling, seine Männer auf Schiffe gebracht und lag mit ihnen im Hafen bereit um in See zu stechen.
    „Wir müssen sie sofort angreifen!“, meinte Gunther. „Wir dürfen diesen Feigling nicht davon kommen lassen!“
    „Gunther wir können die Stadt belagern. Dieser Feigling von einem König wird fliehen und wir können die Stadt im Handumdrehen einnehmen.“, entgegnete Gundomad.
    „Was ist los mit dir Bruder, scheust du dich vor einem Kampf?“, fragte Gunther seinen Bruder bissig.
    „Pass auf wie du mit mir sprichst, ich bin noch immer dein älterer Bruder.“, sagte Gundomad sauer.
    „Du vergisst, dass ich der Thronfolger bin und dass dies meine Schlacht ist. Vater hat mich ausgesandt und mir die Befehle über die Männer übertragen.“, sagte Gunther mit einem triumphierenden Lächeln im Gesicht.
    Gundomad konnte dem kaum etwas entgegnen, denn sein Bruder hatte Recht. Er war ihm hinterher gelaufen und auch wenn er der ältere der beiden war, so hatte er doch kein Recht sich in die Angelegenheiten einzumischen.
    „Wenn du schon aus Eitelkeit nicht auf mich hören willst, dann vertraue doch wenigstens auf meine Erfahrung Bruder.“, versuchte er seinen Bruder noch einmal zum Einlenken zu bewegen. „Lass uns diese Bastarde bis zum Herbst belagern, wenn sie fliehen, können wir ihre Stadt einnehmen und schonen unsere Männer, warum sollen wir unnötig burgundisches Blut vergießen? König Archembald wird als Feigling dastehen, wenn er den Kampf scheut und sollte er doch nicht fliehen, dann wirst du deinen Kampf so oder so bekommen.“
    „Ich muss mir das Überlegen Bruder, dein Einwand ist nicht verkehrt und es wäre wahrlich eine größere Schmach für König Archembald, wenn er seine Stadt im Stich lässt um vor uns Burgundern zu fliehen. Also gut, ich werde alles vorbereiten, damit wir den Sommer über die Stadt belagern, aber sollte sich nichts an der Ausgangslage ändern, dann schlagen wir im Herbst zu und vernichten diesen verfluchten Bastard!“, sagte Gunther mit Nachdruck.
    „Du hast eine gute Wahl getroffen Bruder.“, äußerte Gundomad.

  • So kam es, dass Gunther und Gundomad bis zum Herbst des Jahres 395 n.Chr. vor den Toren Rhougions lagerten und Gundomad sollte, zumindest Teilweise, Recht behalten. Die Warnen flohen nicht vor den Burgundern und auch König Archembald schien ein tapferer Mann zu sein, als die beiden Brüder angenommen hatten, aber dennoch hatte sich das Warten ausgezahlt. Während ihrer Belagerung von Rhougion tauchte eine Streitmacht der Angeln, ein Volk aus dem Westen, auf und griff die Armee des Königs der Warnen an. Sie schlugen einen Teil des Heeres der Warnen in die Flucht und töten mehr als die Hälfte des Gefolges des Warnenkönigs, auch wenn es ihnen nicht gelang, den Warnenkönig selbst zu töten.
    König Wilheard, wie der Anführer der Angeln hieß, lagerte mit seinen Truppen neben Rhougion und so beschlossen Gunther und Gundomad, mit einer kleinen Gruppe von Kriegern in das Lager des Angelnkönigs zu reiten.
    König Wilheard war eine imposante Erscheinung. Er war groß und sehr kräftig, seine Oberarme waren dick wie Baumstämme und sein Blick war aufmerksam. Er war angetan in eine Kettenrüstung, als er die beiden burgundischen Brüder empfing und das Gewicht dieses Prachtstücks schien ihn in keiner Weise zu stören. Es wirkte fast, als würde er nie etwas anderes tragen, so leichtfüßig ging er mit ihr umher.
    „Ihr müsst die Söhne des großen König Gibica sein!“, begrüßte er die beiden Brüder, als sie in das Zelt des Königs traten, welches ihm als Lagerstatt diente.
    „Wir sind erfreut, dass ihr uns die Ehre erweist euch in eurem Lager begrüßen zu dürfen.“, entgegnete Gundomad höflich. „Mein Name ist Gundomad und das ist mein Herr Gunther.“
    König Wilheard wirkte etwas überrascht, als Gundomad, der offensichtlich ältere Bruder, seinen jüngeren Bruder mit Titel vorstellte. Gundomad, dem das nicht entfallen war, wollte gerade ansetzen, als Gunther das Wort erhob: „Ich bin Gunther, Sohn und Thronfolger von König Gibica. Ihr habt uns heute einen großen Dienst erwiesen, als ihr die Armeen des Königs der Warnen angegriffen habt, aber wir hätten eure Unterstützung nicht gebraucht!“, sagte er mit leicht verächtlichem Ton in der Stimme.
    Gundomad zuckte bei dieser Beleidigung zusammen und wollte seinem Bruder gerade etwas ins Ohr flüstern, als König Wilheard seine Hand hob.
    „Ihr wollt euren Bruder sicherlich darauf hinweisen, dass es nicht sehr höflich ist, einem Mann meines Ranges zu sagen, was er zu tun und zu lassen hat, aber ich will es ihm durchgehen lassen, da er noch sehr jung scheint in meinen Augen.“, sagte König Wilheard gelassen. „Ich bin mir sicher, dass ihr diesen Bastard von einem Haufen Scheiße auch ohne meine Hilfe besiegt hättet, aber ich bin mit meinen Männern den weiten Weg von Angulus hierhergekommen, um das Blut dieser Würmer zu vergießen, die unser Vieh geraubt und unsere Dörfer überfallen haben. Ich hoffe, ihr habt Verständnis dafür, dass ich nicht unverrichteter Dinge abziehen konnte?“
    „Ihr habt richtig gehandelt, doch ihr hättet mit uns reden können, bevor ihr zuschlagt, so hätten wir den Angriff gemeinsam durchführen können.“, entgegnete Gundomad, bevor Gunther etwas sagen konnte.
    „Ihr mögt Recht haben Gundomad, Sohn Gibicas, aber ich bin ein König und ich beliebe zu verfahren, wie es mit gefällt.“, sagte König Wilheard mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
    „Es ist natürlich euer Recht.“, entgegnete Gunther nun. „Doch es ist auch das Recht meines Volkes, diese Bastarde zu vernichten, die meinen Vater vor so vielen Jahren demütigten.“.
    „So sei es. Wie ich hörte, hat dieser Wurm Archembald den Kampf überlebt und es ist an euch, ihn zu vernichten. Doch wenn ihr mir gestattet, dann würde ich euch gerne in den Kampf begleiten. Ich hege keinen Groll gegen euch oder euer Volk und ich denke, wir könnten gute Nachbarn werden, wenn diese Ratte von König tot ist. Lasst uns einen Nichtangriffspakt zwischen unseren Völkern schließen und diesen mit Blut besiegeln.“, sagte Wilheard mit seiner dröhnenden Stimme.
    „Als Thronfolger der Burgunder ist es mir eine Ehre, einen solchen Pakt mit eurem großartigen Volk zu schließen und es ist mir noch eine größere Ehre, mit euch in die Schlacht zu ziehen.“, sagte Gunther mit Stolzgeschwellter Brust, da ihm ein König solch ein Angebot unterbreitete.


    Der Pakt zwischen den Volkern wurde mit einem rauschenden Fest besiegelt und am nächsten Morgen ritten Gunther und Gundomad mit ihren Männern zurück in ihr Lager um den Angriff auf Rhougion vorzubereiten.

  • Die Schlacht von Rhougion


    Im Lager der Burgunder herrschte reges Treiben. Männer zogen ihre Lederwamse an, schärften ihre Klingen und Äxte. Helme wurden poliert bis sie glänzten und die tapfersten Krieger von Gunther und Gundomad, ihre Leibwache, zogen ihre prächtigsten Rüstungen an und legten sich prachtvolle Umhänge um. Ihre Schwerter waren von ihren Dienern die ganze Nacht über geschärft worden und ihre Rüstungen waren mit Sand poliert worden, bis sie in der Sonne glänzten wie der Kriegsgott selbst. Einige Männer beteten zu ihren Göttern, andere tranken sich mit Met Mut an, auch wenn die Schlacht heute sicher nicht viel Mut kosten würde, aber Männer kämpfen lieber, wenn sie sich mit Met berauscht haben, sie sind dann mutiger und vergessen, dass dies heute ihre letzte Schlacht sein könnte.
    Gundomad zog an den Krieger vorbei und war auf dem Weg zum Zelt seines Bruders um mit ihm noch einmal den Schlachtplan durchzugehen. Er streifte durchs Lager, unterhielt sich dabei mit einigen Männern oder sprach anderen Mut zu. Er ermunterte sie und sagte, dass egal was heute passieren würde, sie alle entweder reich würden oder am Abend beim Allvater in der Halle sitzen würden und dort speisen und trinken würden.
    Als er das Zelt seines Bruders erreichte, war dieser gerade dabei, seine Rüstung anzuziehen.
    „Du siehst gut aus, kleiner Bruder.“ Sagte er mit einem Lächeln und es stimmte. Gunther hatte ein langes Kettenhemd an und sein Helm wies goldene Verzierungen auf. Sein Umhang war Purpurfarben, die Farbe der Könige und sein Schwert war eine Meisterarbeit der Schmiedekunst. Seine Schwertscheide war verziert mit Golddraht und es bildete ein in sich verschlungenes Muster.
    „Was gibt es, Bruder?“, wollte Gunther wissen.
    „Ich möchte, dass du dich heute aus dem Gefecht heraus hältst, so lange es geht. Lass die Angeln die Arbeit für uns machen und schütze so das Leben unserer Männer.“, sagte Gundomar mitleichter Besorgnis in der Stimme.
    „Du willst, dass ich den Angeln unseren Kampf schlagen lasse?“, fragte Gunther. „Willst du mich als Feigling dastehen lassen?“
    „Nein Bruder, ich weiß wie mutig und stark du bist und ich weiß wie gut du mit dem Schwert umgehen kannst, aber du hast noch nie eine Streitmacht geführt und unsere Männer werden es dir nicht verübeln, wenn du sie aus der Schlacht heraus hältst.“, entgegnete Gundomar etwas unsicher.
    Gundomar hatte nicht so sehr Angst um die Krieger, sie waren dazu ausgebildet, sich in die Schlacht zu stürzen und alles und jeden zu vernichten, der sich ihnen in den Weg stellte. Was Gundomar zu der Bitte, dass sein Bruder sich aus dem Kampf heraushielt bewog war, dass er das impulsive Gemüt seines Bruders kannte und wusste, dass er sich nicht entgehen lassen würde, den König der Warnen auf dem Schlachtfeld ausfindig zu machen und sich ihm entgegenzustellen. Doch es ist eine Sache mit einem Krieger zu kämpfen als mit einem König, dachte Gundomar bei sich und er wollte nicht, dass sein kleiner Bruder bei seinem ersten Gefecht verletzt würde, oder gar schlimmeres geschehen würde.
    „Ich werde mich nicht verkriechen und warten, dass König Wilheard meine Arbeit tut.“, sagte Gunther und riss Gundomar aus seinen Gedanken.
    „Ich will doch nur, dass du Vorsicht walten lässt. Niemand wird dir vorwerfen, dass du feige gehandelt hast, wenn du auf das Eintreffen von König Wilheard wartest, es wäre sogar eine Ehrerbietung, wenn du dem König den ersten Angriff überlässt, schließlich ist er ein König.“, sagte Gundomar und wollte gerade noch einmal ansetzen um etwas zu sagen, doch Gunther fiel ihm ins Wort.
    „Ich verstehe deine Sorge Bruder, du willst nicht dass mir etwas passiert und das ehrt dich, aber ich kann auf mich selber achten. Doch ich wenn es dir weniger Sorgen bereitet, dann werde ich auf König Wilheard warten, aber wenn ich mich verteidigen muss, dann werde ich nicht warten bis du oder der König mir zur Seite steht.“, sagte Gunther und Gundomar nahm ein kurzes, verschmitztes Lächeln war.

  • Die Schlacht begann am Morgen und es regnete stark, Gunther entschloss sich, mit seinen Männer abzuwarten, denn er wollte eine ungestörte Sicht auf den Feind haben und so wartete er, bis sich der Regen verzogen hatte. Gunther hatte sich südlich von Rhougion positioniert, es gab einen kleinen Hügelkamm zu seiner linken und zur rechten Seite war das Meer. Sein Bruder würde mit seinen Mannen von Süden her zur Unterstützung kommen und König Wilheard von Westen aus.
    Wenn ihre Truppen vereint wären, dann hätten sie insgesamt Viertausendvierhundertvierzig Mann. Die Warnen hatten, nach dem Angriff von König Wilheard, noch Neunhundertachtundsechzig Mann.
    Gundomad war sehr ungehalten über die Position, die sich sein Bruder für die Schlacht ausgewählt hatte und nun wusste er auch, wie das Lächeln auf dem Gesicht seines Bruders zu deuten war.
    „Dieser kleine Bastard.“, sagte Gundomar mehr zu sich selbst.
    „Was meint ihr Herr?“, fragte Sigurd, ein Gefolgsmann Gundomars.
    „Dieser verfluchte Hund hat sich extra so positioniert, dass er das leichteste Ziel abgibt. König Wilheard muss die gesamte Ebene überqueren um ihm zu Hilfe zu eilen und wir brauchen auch etwas um uns mit ihm zu vereinen.“, sagte Gundomar mit Groll in der Stimme.
    „Euer Bruder ist ein guter Krieger, Herr und er wird wissen was er tut.“
    „Er ist ein verdammter Narr, der nur auf seinen Ruhm aus ist. Siehst du die Schiffe Sigurd?“, fragte Gundomar und deutete nach Osten aufs Meer. „Wenn die Einheiten der Stadt es schaffen meinen Bruder in die linke Flanke zu fallen dann steht er mit dem Rücken zum Meer und dann kann Archembald mit seinen Männern an Land gehen und ihm in den Rücken fallen. Sie können ihn in die Zange nehmen.“
    „Mein Herr, euer Bruder hat, auch ohne unsere Verstärkung, fast doppelt so viele Männer wie dieser Scheißhaufen von einem König, er wird ihn besiegen können.“, sagte Sigurd mit Zuversicht.
    „Hoffen wir, dass er sich nicht zu irgendwelchem Unsinn verleiten lässt Sigurd“.


    Gunter hatte seine Männer derweil positioniert. Er hatte seine Fernkämpfer in die vorderste Reihe gestellt, dann eine zweite Reihe aus zwei Einheiten Heerbannern und drei Einheiten Axtkriegerschar aufgestellt. Seine Leibgarde und die Kriegshunde bildeten die dritte Reihe. Die berittenen Truppen hatte er an der rechten Flanke seiner Einheiten positioniert. Sie sollten Ausschau halten, ob der Warnenkönig mit seinen Männern an Land ging.
    Die warnen schienen mutig zu sein an diesem Tag, denn obwohl sie zahlenmäßig unterlegen waren, kam die Stadtgarnison entschlossen auf den Feind zu. Die Bogen schützen waren schon beinah in Schussweite, als sie plötzlich anhielten. Die burgundischen Krieger jubelten, weil sie dachten, der Feind habe die Hose voll und traue sich nicht sie anzugreifen, aber Gundomar konnte von seiner Position aus sehen, was der Grund war.
    Der Feind hatte seine berittenen Truppen an Land gebracht und diese waren nun im Rücken von Gunthers Armee. Der Feind hatte offensichtlich vor, Gunter von hinten zu attackieren und anschließend von vorne und von der Meerseite aus zuzuschlagen. So würde Gunther von drei Seiten eingekesselt sein und seine Männer würden in der Enge kaum Platz finden um sich zu verteidigen.
    Gunther schien das alles nicht wahrzunehmen. Er schaute nur zur Garnisonstruppe und beteiligte sich an den Flüchen und Verwünschungen des Gegners. Gundomar sah die Reiter immer näher kommen und auch wenn sie schon stark geschwächt waren, so konnten sie Gunther noch immer in den Rücken fallen und sollte Gunther fallen, dann wäre seine Armee kopflos. Er trieb seine Männer an, sie sollten sich beeilen und stürmte selbst mit seiner Leibgarde im vollen Lauf los, aber er wusste, dass er sie nicht rechtzeitig erreichen würde.
    Gundomar verfluchte seinen Bruder, dass dieser so unvorsichtig war und seinen Rücken nicht deckte und auf einmal sah er Gunthers Schwert im Sonnenlicht für einen kurzen Moment aufblitzen und im nächsten Moment wendeten seine berittenen Krieger ihre Pferde und stürmten auf die Angreifer los. Diese schienen nicht damit gerechnet zu haben und versuchten alles aus ihren Pferden heraus zu holen um noch Gunthers Truppen in den Rücken zu fallen, aber die Reiter Gunthers fingen sie ab und machten sie nieder.
    „Dieser kleine Bastard. Er hat sich noch nicht einmal umgedreht, sondern lässt seine Männer weiter zum Feind schauen.“, sagte Gundomar zu Sigurd mit Staunen. Auch Sigurd zollte dieser Kühnheit Respekt.

  • Die Garnisonstruppen hatten gemerkt, dass die Reiterei aufgerieben wurde und nun schienen sie, alles in die Waagschale werfen zu wollen. Sie stürmten auf den Gegner zu um in Schussweite zu gelangen, aber auch Gunther ließ seine Fernkämpfer nun angreifen. Pfeile folgen über das Schlachtfeld und Speere und Steine wurden geschleudert. Gunthers Fernkämpfer gelangten fast bis an die gegnerische Linie und zogen sich dann plötzlich zurück. Sie plänkelten, wie Gundomar feststellte. Sie sollten den Feind anlocken und der Feind tat ihnen den Gefallen. Gunther hatte seine Reiter erneut auf der rechten Flanke in Stellung gebracht, aber er ließ sie nicht in das Kampfgeschehen eingreifen. Stattdessen griffen die Axtkrieger nun an und ihre Waffen waren tödlich, der Feind hatte ihnen nichts entgegenzuwerfen und so wurden die Garnisonstruppen zunichte gemacht. Doch die Bogenschützen waren noch immer da und schossen ihre Pfeile ab, doch König Wilheard und einige seiner Reiter erreichten das Kampfgeschehen und nun sah Gundomar wieder die Klinge aufblitzen und Gunthers Reiter fielen den verdutzten Kriegern in den Rücken, die gerade eben von den Angeln überrascht wurden. Der Kampf dauerte nur wenige Minuten und die gesamte Garnisonsarmee war getötet. Während die letzten Männer zunichte gemacht wurden wendete sich Gunther mit seinen Truppen dem Meer zu. Als er Gundomar und seine keuchenden Männer sah rief er ihm zu: „Was ist los Bruder, warum so außer Atem, hast du Angst um mich gehabt, oder wolltest du auch noch etwas zu tun bekommen?“
    „Warum sollte ich Angst um dich haben, wenn du tot bist, dann gibt es einen Scheißhaufen weniger auf der Welt, an den ich meine Gedanken verschwenden muss.“, sagte Gundomar mit einem Grinsen. Gunther quittierte die Aussage seine Bruders mit einem Augenzwinkern.
    Mittlerweile waren einige Schiffe der Warnen auf den Kiessand gefahren, die Männer sprangen von den Schiffen und versuchten sich zu sortieren, aber Gunther hatte seine Männer doch gut platziert, wie Gundomar nun feststellte. Sie brauchten nicht lange und waren in Schussweite ihrer Speere und Steine und so wurden die an Land springenden Krieger von einem Hagel aus Speeren und Steinen begrüßt. Männer wurden von Speeren durchbohrt, bevor ihre Füße den Kiesstrand auch nur erreichten und wer es doch schaffte, von den Geschossen verschont zu bleiben, der wurde von Äxten, Speeren und Kriegshunden begrüßt.
    Auch Gunther wollte sich nun endlich ins Kampfgetümmel stürzen und so zog er mit seinen Männern einem Schiff entgegen, dass gerade auf den Kiesstrand fuhr. Doch die Männer auf dem Schiff schienen so überwältigt von dem Blut und dem Geschrei ihrer Kameraden und vielleicht auch von den schimmernden Rüstungen von Gunther und seinen Kriegern, denn auf ihnen befand sich noch nicht ein Tropfen Blut, dass sie sofort die Flucht ergriffen. Gunther wirkte etwas enttäuscht, dass er sein Schwert heute nicht mehr in die Eingeweide eines anderen Kriegers würde rammen können und so begnügte er sich damit, seinen Kriegshundeführern den Auftrag zu geben, die Flüchtenden mit ihren Hunden zur Strecke zu bringen.


    Die Schlacht war geschlagen. Gunther und Gundomar standen am Strand und betrachteten ihr Werk.
    „Du hast dich gut geschlagen kleiner Bruder.“, sagte Gundomar lachend und klopfte seinem Bruder auf die Schulter.
    „Ich habe nichts getan, ich habe keinen Mann getötet.“, sagte Gunther niedergeschlagen.
    „Du hast deine Männer heute ausgezeichnet befehligt und das ist es, was ein Heerführer tun muss. Deiner Männer sind dir gefolgt und haben dir vertraut, ob der Feind dich hätte in die Zange nehmen können. Du warst etwas leichtsinnig, aber ich denke, du hattest das alle geplant oder?“, fragte Gundomar.
    „Ach Bruder, dein Zureden tut gut, aber ich bin dennoch enttäuscht. Ich hätte diesen Bastardkönig gern selbst getötet und ihm den Kopf abgeschnitten um ihm Vater in einem Korb zu bringen, aber stattdessen stand ich in letzter Reihe und habe meinen Männern Anweisungen zugerufen.“
    „Gunther du wirst noch viele Schlachten schlagen und du wirst noch viele Könige töten können. Die Welt da draußen wartet nur darauf, dass sie erobert wird. Es gibt Unruhen im römischen Reich, wie ich gehört habe und nachdem wir die Warnen zur Strecke gebracht haben können wir uns auf andere Länder konzentrieren, wir werden nach Westen gehen und dort römische Siedlungen plündern. Wir werden Reichtum erwerben und Blut wird von unseren Schwertern tropfen und wer weiß, vielleicht verschlagen uns unsere Wege auch nach Rom. Doch jetzt verschwenden wir nicht unsere Gedanken daran, lass uns deinen Sieg feiern mein Bruder“, sagte Gundomar und zog seinen Bruder vom Strand weg hin zur Stadt.

  • Am Ende der Schlacht hatten die Burgunder einhundertzwölf Mann verloren und die Angeln hatten einhundertzwei Mann verloren, die Warnen hatten neunhundertvierundvierzig Mann verloren, davon wurden einhundertsechsunddreißig Mann gefangen genommen. Auch der König der Warnen war in der Schlacht gefallen, er wurde von einem Stein mitten ins Gesicht getroffen und sein Anblick war nur noch wenig königlich. Er wurde am Strand seiner Rüstung entledigt und nackt den Wellen und Raben überlassen. Vierundvierzig Mann der Warnen konnten mit einem Schiff fliehen und Gunther verzichtete darauf, diesem Schiff nachzusetzen.
    König Wilheard hatte mit seinen Männern die Stadt bereits begonnen zu plündern, aber er und seine Männer teilten ihre Beute gerecht mit Gunther und seinen Burgundern. Der Sieg wurde die ganze Nacht gefeiert, es gab Wein und Met und Fleisch für alle, die Dorfbewohner versuchten ihrem neuen Herren zu gefallen, sie gaben was sie in ihren Häusern hatten und im Gegenzug versprach ihnen Gunther Schutz für ihr Leib und Leben. Rhougion wurde besetzt und die Schäden, die entstanden waren, wurden repariert. König Wilheard zeigte sich sehr erfreut über den gemeinsamen Kampf und schenkte Gunther und Gundomar jeweils eine golden Kette mit Gliedern so dick wie ein Finger.
    Am nächsten Morgen machten sich Gundomar und seine Krieger auf den Weg um nach Ascaucalis zu reisen und König Gibica Bericht zu erstatten.
    Gunther ließ sich derweil in der Stadt nieder und beaufsichtigte die Reperaturarbeiten.


    Als Gundomar in Ascaucalis eintraf verlies gerade eine Gruppe Abgesandter der Rugier die Stadt. Also Gundomar seinem Vater von dem Sieg über die Warnen berichtete und über das getroffene Abkommen mit den Angeln, berichtete sein Vater ihm, dass die Rugier ebenfalls mit einem Vorschlag zu ihm gekommen waren. Sie wären so beeindruckt von der Stärke und Kampfkraft der Burgunder, dass sie sich ein Schutzbündnis mit den Burgundern wünschten. Sie seien sogar bereit gewesen sechshundert Goldstücke zu bezahlen um das Abkommen zu besiegeln.
    Es waren wahrlich gute Zeiten für die Burgunder und der Winter konnte nun kommen. Die Burgunder würden ihre Kräfte sammeln und ihren neuen Reichtum in Sicherheit genießen. Doch auch König Gibica hatte von den Unruhen gehört, die das römische Reich heimsuchten und so würden sie in diesem Winter auch Pläne für die Zukunft schmieden.

  • Der Winter des Jahres 395 war ein harter Winter. Der Schnee lag hoch und ein fortkommen war kaum möglich. Die Leute verbrachten die Tage in ihren Häusern und gingen nur vor die Tür, wenn es unbedingt sein musste. Doch auch wenn man bei diesem Wetter nicht einmal den Hund vor die Tür jagte, so war im Hofe in Ascaucalis doch ein reges Kommen und Gehen. Abgesandte Gauten, Angeln, Jüten, Sachsen und Rugier kamen an den Hof König Gibicas. Es wurden viele und lange Gespräche am Feuer geführt und Fässer voller Met und Wein wurden geleert. Die Vorräte waren zum Glück im Herbst ausreichend aufgefüllt und auch die Eroberung von Rhougion brachte mehr als genug Vorräte um die Abgesandten und ihr Gefolge zu bewirten.
    Die Rugier waren die Ersten, die am Hofe König Gibicas erschienen. Sie baten darum, dass Gibica seine Männer in den Kampf gegen die Dänen führt, doch ihre Gegenleistungen waren einfach zu gering. Sie wollten lediglich 600 Stücken Gold bezahlen, um uns in einen Krieg gegen unsere Nachbarn zu führen, doch dieser Preis ist einfach zu gering.
    Wir erfuhren von einem der Rugier, dass die Warnen ausgelöscht wurden. Die letzten Hinterbliebenen dieses schwachen und unnützen Volkes waren auf das Meer geflohen und wie wir hörten sind sie in einen Wintersturm geraten und ihre Schiffe zerschellten an den Klippen Scandzas. Es gab keine Überlebenden und so gingen die Warnen ein in das Reich Rans. Diese Nachricht ließ König Gibica jubeln und es wurde ein rauschendes Fest gefeiert, das zwei Tage und Nächte dauerte.
    Was Gibica weniger erfreute war die Nachricht, dass Giselher von einer Frau namens Adda eine Tochter geboren bekam. Er tobte und fluchte, denn er hatte mit seinem zweitgeborenen Sohn einiges vor. Als Giselher Adda und seine Tochter Berthefled vor den König brachte, war dieser so voller Wut, dass er diese Frau aus seinem Reich verbannen wollte und das Kind wollte er am liebsten im nächsten Fluss ertränken, doch als er das Gesicht der kleinen Berthefled erblickte, wurde sein Herz erweicht. Gibica war hin und weg von der kleinen Tochter Giselhers und so befahl er, dass in seinem Palas ein Raum für Adda und ihre Tochter frei gemacht werden sollte, aber er verbat seinem Sohn den Umgang mit Adda und gab sie einem seiner Krieger zur Frau. Er sollte sich gut um Adda kümmern und auch Berthefled sollte von ihm aufgezogen werden wie seine eigene Tochter. Giselher hatte die Möglichkeit, seine Tochter immer zu sehen, wenn er es wünschte, doch Gibica verbot ihm, sich ihr gegenüber als ihr Vater auszugeben, er sollte sich als ein Vetter des Kriegers ausgeben und auch wenn es Giselher schwer fiel, so musste er sich dennoch dem Wunsch seines Vaters beugen.
    Doch dies war nicht die einzige Überraschung für Giselher, denn wenige Tage vor dem Julfest traf eine große Gruppe Abgesandter der Gauten in Ascaucalis ein. Sie bereiteten die Ankunft König Dags vor, der mit seinem Gefolge und seiner Tochter Sifeca nur wenige Tage später eintreffen sollte.
    Sifeca war eine wirklich wunderschöne Frau, sie war noch sehr jung aber sie wirkte sehr reif für ihr Alter. Giselher war von ihrem Anblick hin und weg und er konnte den Tag des Julfestes kaum erwarten, an dem er die Hand Sifecas erhalten sollte und somit auch einen festen Bund zwischen Gauten und Burgundern schließen sollte. Die Gauten waren für diese Verbindung bereit, ein Handelsabkommen und einen Nichtangriffspakt zu schließen und außerdem brachte König Dag noch zwei Truhen, gefüllt mit tausendeinhundert Goldstücken, mit zur Vermählung. Die Vermählung der beiden war ein rauschendes Fest, die Bevölkerung Ascaucalis wurde drei Tage lang vom König verköstigt und jeder Bürger erhielt ausreichend Met und Wein um drei Tage und länger davon zu zehren. Zu der Feier lud König Gibica auch die umliegenden Könige und Repräsentanten der anderen Stämme ein und so kamen auch Angehörige der Sachsen, Angeln, Jüten und Rugier.
    Die Sachsen überreichten kostbare Waffen und baten um ein Handelsabkommen und bezahlten dafür sogar noch fünfhundert Goldstücke, außerdem wollten sie einen Nichtangriffspakt und stimmten der Bitte König Gibicas zu, den Burgundern militärischen Zugang zu gewähren. Die Angeln wollten ebenfalls Handel mit den Burgundern treiben, da ihr Salz in der Gegend hoch berühmt war und sie bezahlten dafür dreihundert Goldstücke.
    Auch die Jüten waren am Handel mit burgundischem Salz interessiert und so bezahlten auch sie dreihundert Goldstücke für ein Handelsabkommen.
    Außerdem wurde der Ausbau von Rhougion veranlasst und die dort stationierten Truppen Gunthers die „Die Schreie des Windes“ wurden mit zwei Einheiten Heerbann verstärkt.

  • „Odo ihr langweilt mich!“, sagte Heinrich. „Ihr wolltet mir von Ibor erzählen und seinen großen Taten und nun erzählt ihr mir langweilige Geschichten von Handelsabkommen und Hochzeiten und welche Stadt ausgebaut wurde. Ich will wissen wie Ibor den Drachen tötete und die Lande der Burgunder vermehrte.“
    „Verehrter Herr, ich weiß, dass ihr immer nur von Schlachten und Kriegen und Heldentaten hören wollt, aber ihr müsst die politischen Verflechtungen und Bündnisse verstehen.“, entgegnete Odo.
    „Warum soll ich das wissen? Es interessiert mich nicht, wer wem in den Arsch gekrochen ist um seine Tochter zu vermählen.“, sagte Heinrich.
    „Mein Herr, es ist wichtig, dass ihr diese Verflechtungen versteht, damit ihr die nächsten Handlungen und Wendungen versteht. Außerdem könnt ihr von eurem Vorfahren lernen, wie man Politik betreibt, denn König Gibica war ein Meister der Verhandlungen und er hat mehr Schlachten auf dem Feld der Diplomatie geschlagen und gewonnen als auf dem Feld und das ist ebenso wichtig wie den Umgang mit dem Schwert zu erlernen.“, erwiderte Odo.
    „Ihr seid ein Dichter Odo und nicht mein Lehrer. Ihr sollt mich unterhalten und nicht mich erziehen.“, sagte Heinrich leicht gereizt.
    „Gut gut, mein Herr. Dann will ich fortfahren mit meiner Erzählung und ich werde versuchen, euch nicht mehr mit langweiliger Diplomatie zu langweilen, aber an einigen Stellen ist es nun einmal von Nöten, dass ihr versteht, wie die Beziehung der einzelnen Stämme zueinander war, denn König Gibica bezog seine Stärke auch aus den guten Beziehungen zu seinen Nachbarn.“, sagte Odo.
    „Na schön Odo, wenn es unbedingt sein muss, dann tut dies, aber haltet euch kurz und hebt euch eure Ausschmückungen für die Schlachten auf.“, sagte Heinrich genervt.