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[DBG] Das Königshaus der Arverner


  • Arduinna genoss die Reise. Vor mehreren Tagen war Ambiorix bei ihr auf dem Hof mit 12 leichten Reitern erschienen und hatte ihr mitgeteilt, dass ihr Vater wünsche, dass sie ihn auf einer Reise zu den Avernern begleite. Arduinna war froh darüber gewesen, denn ihr war langweilig gewesen, da die Saatzeit schon vorbei war und momentan keine Jagdsaison war..


    Sie ritt neben Ambiorix auf ihrer Fuchsstute. Sie hatte eine, ihrem schlanken Körper gut angepasste, karierte Tunika und eine gut sitzende Wildlederhose an. An ihrer Seite hing ihr Langschwert und im Waffengürtel steckte ein aus Hirschfänger mit einem aus Hirschknochen geschnitzten, reich verzierten Griff. Ihr blondes Haar hatte sie hinten zu einem Pferdeschwanz gebunden, während sie vorne zwei kleine kunstvoll geflochtene Zöpfe trug. Ihren Langbogen mit Köcher hatte als sie Bündel hinten am Pferdesattel befestigt, am Sattel hing noch ein Bündel mit persönlicher Kleidung und eine Schlafdecke, alles gut verzurrt.


    Sie waren auf den gut angelegten Handelspfaden rasch vorangekommen und erreichten bald Gergovia.


    Ambiorix wollte gerade voraustraben, um der Torwache am Osttor den Grund ihres Besuchs mitzuteilen, aber bevor er reagieren konnte, hatte Arduinna ihrem Pferd die Sporen gegeben, war bis kurz vor das Tor galoppiert, hatte geschickt das Pferd zum Stehen gebracht und sprach die Torwache an:


    "Wir kommen im Namen von Boduognatos, König der Nervier, und bitten Vercingetorix um eine Unterredung!"



  • Der junge Wachmann antwortete: "König Vercingetorix ist leider nicht anwesend. Er ist heute morgen mit sehr vielen Reitern zu einem wichtigen Treffen aufgebrochen.
    Ihr dürft gerne in Gergovia verweilen und auf seine Rückkehr warten.
    Doch wenn ihr wünscht, wäre es mir eine Ehre, euch auch zu dem Stammesratsgebäude führen.
    Dort hat Vercingetorix immer seine Vertreter, die in seinem Namen verhandeln".


  • Ambiorix hatte Arduinna mittlerweile eingeholt und warf ihr einen ärgerlichen Blick zu.


    "Wir werden auf Vercingetorix warten. Wenn ihr so freundlich wärt, uns eine ruhige Herberge zu nennen, wo wir uns von der Reise erholen und auf den König warten können, bis dieser Zeit für uns hat?"



  • "Wie ihr wünscht. "Das schnaubende Wildschwein" würde ich euch empfehlen.
    Dieser Gasthof liegt im ruhigen, südlichen Viertel in der Stadt. Dort bekommt ihr neben den bequemen Betten, auch gutes Essen und Bier.
    Wenn ihr die Stadt betretet, folgt einfach der Hauptstraße nach links, bis zu dem großen Brunnen. Dort befindet sich dann der Gasthof.
    Sobald Vercingetorix zurück ist, werden wir ihn umgehend über euren Aufenhalt informieren.
    Willkommen in Gergovia."


  • "Wir danken Euch."


    Die Gruppe sass vom Pferd ab und führte ihre Pferde am Zügel durch das Tor, dann folgten sie der Hauptstraße nach links bis zum grossen Brunnen. Dann betraten sie den Gasthof.


    Während die Begleitung mit einem Gemeinschaftsschlafraum vorlieb nehmen mussten, hatten Ambiorix und Arduinna jeweils eigene, nebeneinander liegende Zimmer vor dem jeweils zwei Mann des Begleitschutzes Wache hielten.


    So wartete man auf Vercingetorix Ankunft.



  • Als der Arvernerkönig in seine Hauptstadt heimkehrte, machte er sich direkt auf den Weg in seine Gemächer. In seinen Gemächern waschte er sich etwas und kleidete sich mit edlen, frischen Klamotten ein.
    Gerade als sich Vercingetorix auf den Weg zu Berlix machen wollte, erschien seine Frau, Königin Treasa vor ihm. Sie näherte sich Vercingetorix und flüsterte ihm zu:
    "Hey mein Liebster, du schaust etwas müde aus, doch erwarten dich bereits die nervischen Abgesandten. Sie warten schon seit einigen Wochen auf dich. Im Schnaubenden Wildschwein wollten sie auf deine Rückkehr warten, du solltest sie nicht länger warten lassen."
    Vercingetorix war etwas überrascht, er hatte nicht damit gerechnet das die Nervier noch mit ihm reden wollten. Vercingetorix antwortete seiner Frau: "Danke Schatz", dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und ging Richtung Stammesratsgebäude.
    Auf dem Weg zum Stammesratsgebäude traf Vercingetorix seinen Sohn Tilorix und erteilte ihm eine kleine Aufgabe. "Ich warte dann drinnen" , rief Vercingetorix.




    Tilorix machte sich auf den Weg zum Schnaubenden Wildschwein, er kam sich vor wie ein kleiner Botenjunge.
    Unterwegs zog er sich seine Augenklappe über sein verlorenes Auge.
    Als er beim Gasthof endlich ankam, informierte sich Tilorix wo sich die Zimmer der Abgesandten befinden und machte sich auf den Weg dorthin.
    An den Zimmern angekommen, sah er vor der ersten Tür zwei nervische Wachen stehen, die Tilorix freundlich ansprach:
    "Ich grüße euch, mein Vater König Vercingetorix ist von seiner Reise zurückgekehrt und erwartet eure Abgesandten."


  • Einer der Wächter informierte Ambiorix. "Hervorragend. Wenn ihr noch einen Moment warten könnt? Die Tochter meines Königs möchte sich noch anlassentsprechend umziehen."


    Dies war zwar gelogen, denn Arduinna mochte keine Kleider und Ambiorix hatte seine ganze Überredungskunst einsetzen müssen, um sie zu überzeugen, dass hier eine einem förmlichen Anlass entsprechende Kleidung notwendig war.


    Als sie fertig war,trat sie aus ihrem Zimmer hervor. Sie trug ein ihre schlanke Gestalt betonendes, kariertes Kleid. In dem Gürtel trug sie ihren Hirschfaenger. Ihr blondes Haar war sorgsam zu einem Zopf geflochten und ihr Haupt krönte ein schmaler bronzerner Stirnreif, der mit Cernunnosmotiven verziert war.


    "Wir wären dann soweit,würdet ihr uns bitte zum König führen?"

    2 Mal editiert, zuletzt von Marcus Iunius Brutus ()



  • Tilorix war mehr als nur überrascht. Er hatte nicht erwartet, dass die Nervier eine junge Frau mit einem alten Mann zum verhandeln schickten.
    Vielmehr hatte er zwei ältere und sture Kelten erwartet.
    Dann dachte er sich: "Hätte ich gewusst, dass eine solch hübsche Frau nach Gergovia kommt, dann hätte ich mich vorher noch umgezogen.
    Wieso gibt mir den nie einer vorher Bescheid.
    Tilorix hatte nämlich seine ältere und mit Sand verdreckten Lederrüstung an, mit der er täglich trainiert.


    Mit einem breiten Grinsen stellte sich Tilorix den zwei Nerviern vor und antworte: "Selbstverständlich, folgt mir doch bitte."


  • "Ich bin Arduinna, Boduognatos Tochter, und das ist Ambiorix, unser Druide."


    Arduinna musterte Tilorix, er schien trotz seiner jungen Jahre ein erfahrener Krieger zu sein, denn sein fehlendes Auge , und dass er ein Bein wegen einer kürzlichen Verwundung schonte, war für sie als gute Jägerin nicht zu übersehen. Es störte sie aber kein bisschen. Ein solcher Mann wäre als Unterhändler mehr nach dem Geschmack ihres Vaters gewesen, dachte sich Arduinna im Stillen und lächelte dabei insgeheim.


    "Schmerzt Euer Bein noch? Ambiorix versteht es ausgezeichnet Wunden zu versorgen."



  • "Es freut mich euch beide kennenzulernen", dabei blickte Tilorix zu Arduinna.
    Der Arverner bemerkte, dass Arduinna ihn auch etwas genauer betrachtete.
    Tilorix antwortete lächelnd: "Ach diese Wunde ist nur ein kleiner Kratzer, den man schon bald nicht mehr sehen wird.
    Allerdings darf Ambiorix sich die Wunde später mal ansehen, wenn er möchte."
    "Wenn ihr mir nun folgen würdet. Mein Vater hat heute keine gute Laune und dann sollten wir ihn nicht unnötig weiter reizen, indem wir ihn warten lassen."



  • Tilorix führte Arduinna und Ambiorix in den Raum im Stammesratsgebäude, indem Vercingetorix bereits sitzend an einem ovalen Tisch wartete. Direkt hinter Vercingetorix standen seine treuen Leibwächter Anexos und Aerox mit ihren Speeren in den Händen. Der Arvernerkönig, der gerade ein paar Unterlagen und Karten betrachtete, sah dann schließlich zu Tilorix und nickte ihm zu. Tilorix machte ein paar Schritte zur Seite, sodass Vercingetorix sich besser mit den zwei Gästen unterhalten konnte.
    "Ich bin Vercingetorix, König der Arverner. Verzeiht, dass ihr solange auf meine Rückkehr warten musstest, dieses Treffen in Octodurus hat leider sehr viel meiner Zeit in Anspruch genommen. Ich hoffe ihr habt euch währenddessen nicht allzu sehr gelangweilt.
    Bitte setzt euch doch zu mir an den Tisch und bedient euch an meinem besten Falerner oder an etwas frischem Wasser, während ihr euch mir vorstellt und mir mitteilt, weshalb ihr hier in Gergovia seid."


  • "Seid gegrüsst, Vercingetorix, König der Gallier." Arduinna und Ambiorix verbeugten sich und setzen sich dann an den Tisch.


    "Ich bin Arduinna, Tochter von König Boduognatos, und das ist Ambiorix, unser Druide, Ratgeber und Botschafter. Wir kommen in Frieden und ich bitte Euch im Namen meines Vaters um Vergebung für die harsche Rückweisung Eures Gesandten. Höchstwahrscheinlich lag hier ein Missverständnis vor, weil beide Völker trotz alle Gemeinsamkeiten doch regional unterschiedliche Riten und Gebräuche haben. Sollte mein Vater Euch also in Eurer Ehre gekränkt haben, bitte ich Euch um Verzeihung. Unsere beiden Völker sollten nicht einen Krieg führen, nur wegen persönlicher Kränkungen ihrer Könige."


    Ambiorix war zufrieden, Arduinna gab die Rede wieder, wie sie sie während Ihres Aufenthalts geübt hatten. Arduinna fuhr sodann fort:


    "Des weiteren bieten wir Euch einen Nichtangriffspakt an, denn wir begehren keines Eurer Gebiete und wir sollten uns nicht gegenseitig schwächen, während sich Sueben und Boier "zur Rächung der Kimbern" verbündet haben und Italien ausplündern. Morgen schon könnten sie ihre Marschrichtung ändern und wie einst die Kimbern und helvetischen Tiguriner Gallien plündern, brandschatzen und verwüsten. Und dann brauchen wir unsere starken Krieger."


    Unwillkürlich sah Arduinna dabei Tilorix an.



  • Da Vercingetorix selbst eine Tochter im gleichen Alter wie Arduinna hat, erwartete er nicht viel von Arduinna.
    Doch die Ansprache und ihre ehrliche Ausstrahlung überzeugten Vercingetorix.
    Er bemerkte auch, dass sich die Blicke von Arduinna und Tilorix mehrmals kreuzten.


    "Ihr habt natürlich beide Recht mit dem was ihr sagt, ein Krieg zwischen unseren Völkern wäre für uns beide unnötig und würde uns alle nur schwächen.
    Ich hege übrigens keinen Groll gegen König Boduognatos, nur wenn mich jemand beleidigt und mich meinem Volk gegenüber schwach dastehen lässt, muss ich dementsprechend reagieren. Ich hoffe ihr versteht das.
    Vielleicht kann der verletzte Stolz zwischen mir und König Boduognatos in einem Frieden heilen."


    Vercingetorix trank einen schlug Falerner aus seinem Becher. Anschließend schaute er zu dem Druiden Ambiorix.


    "Euer Angebot erfreut mich und deshalb nehmen wir es dankend an, denn Eure Worte entsprechen der Wahrheit."


    Vercingetorix dachte einen Augenblick nach und sprach dann weiter:
    "Ich hätte da noch einen Vorschlag, damit unsere Völker sich besser kennenlernen und damit keine weiteren unnötigen Missverständnisse wegen unterschiedlichen Gebräuchen oder Ansichten entstehen. Deshalb schlage ich vor, dass mein Sohn Tilorix euch nach Nemetocenna begleitet und eine Weile bei Euch leben wird, als Vermittler zwischen unseren Völkern.
    Was haltet ihr davon, seid ihr einverstanden?"


  • "Tilorix ist selbstverständlich ein willkommener Gast am Hof meines Vaters." platzte es aus Arduinna heraus, bevor Ambiorix etwas erwidern konnte, und für einen kurzen Moment war ihre Freude unübersehbar.


    Ambiorix wandte sich an Vercingetorix:


    "Wenn uns der edle König der Gallier nun entschuldigen möge, wir wollen Eure Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen, ihr seid sicher erschöpft von den Beratungen in Octodurus und wir haben unsere Abreise vorzubereiten."


    Und zu Tilorix: "Herr, wenn Ihr Euch morgen eine Stunde nach Sonnenaufgang am Osttor zu uns gesellen möget? Wenn die Sonne noch nicht zu hoch steht, reist es sich angenehmer."


    Ambiorix war zufrieden. Auf den Winter folgte der Frühling und jeden Frühling erwachten die Lebensgeister aufs Neue. Und so war es auch mit den Menschen.