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Der gestrige Morgen, Teil III
"Das war bereits der Zweite, der für seine Verbrechen mit seinem Leben bezahlen musste. Jetzt ist der Hauptverantwortliche dran: Licorix, eigener Sohn des Maros und angeblicher Schönling und Frauenheld Hallstatts!", rief Iurix aus, "Es liegt an unserem König, wie er sterben soll. ODER nach altem Brauch darf unser geliebter König auch den grössten Verbrecher begnadigen lassen. Ihr habt die Wahl, o grosser Maros!" Viel wirres und unsicheres Gemurmel über diesen Fakt war unter den Leuten zu vernehmen. Die Menge war hin- und hergerissen.
Maros stand sicher vor dem knienden Sohn. Hinter ihm standen zwei Wachen zur Sicherheit. Der König zückte zum dritten Mal sein Schwert. Er hielt es mit beiden Händen fest, sah es prüfend an, versuchte im Glanze des Metalls sein Gesicht wiederzufinden, was ihm auch gelang. Für einige Momente blieb die gesamte Szenerie so stehen. Plötzlich erwachte Maros aus der Starre und tätigte seinen nächsten Schritt, indem er seinem Sohn sein Schwert entgegenhielt: "Hier, nimm es. Stelle die Ehre Deiner Familie wieder her und befördere Dich selbst in die Unterwelt. Ich will nicht wie gestern den ganzen Tag mit Dir diskutieren, was Du oder ich falsch getan haben sollten. Also fasse ich es kurz: Selbstmord und Wiederherstellung Deiner und Unserer Würde oder ich vollstrecke das Todesurteil selbst." Licorix fing nach seinen Worten zu weinen an: "Vater, o Vater, bitte, tu mir das nicht an. Ich bin Dein Sohn! Wenn Rianorix im Kampfe fällt und ich bereits fort bin, wer wird Deine Nachfolge antreten? Oder kannst Du den Tod Deines eigenen Sohns bis zu Deinem Lebensabend verkraften, kannst Du es? Bitte verzeihe mir, Vater. Ich werde niemals mehr ein Wort gegen Dich erheben! Begnadige mich! Begnadige mich!", schrie Licorix unter Tränen aus.
Maros blieb eiskalt. Keinen traurigen Gesichtsausdruck, keine kleine Träne, kein Zögern oder Zittern und keine Emotionen liess er von sich geben. "Ich biete Dir mein Schwert zum letzten Mal an, Thronräuber: Entweder Du nimmst Dir dein Leben oder ich mache es oder einer der beiden Wächter. Du hast die Wahl.", sprach Maros. Licorix sah dabei zu seinem Vater hinauf und dachte einige Sekunden über seine Wort nach. Dann nahm er dessen Schwert an und wollte sich die Spitze an seinen Bauch hinhalten, doch kurz bevor ausholen wollte, fuhr er zurück und sagte: "Ich kann es nicht, ich... kann es nicht." Er senkte sein Schwert um Holzboden nur kurz, denn darauf wollte er aus seiner knienden Position aufstehen und das Schwert in den eigenen Vater rammen. In seinen Augen entflammte ein letztes Mal das Feuer der Rache auf. Maros drehte sich zur Seite, hielt mit beiden Händen das scharfe Metall seines Schwertes fest, entriss seinem Sohn die Waffe und aus der Drehbewegung heraus durchbohrte er intuitiv die Brust, genauer gesagt das Herz von Licorix. Dessen Verblüffung war gross, auch die der Zuschauer, die kurz um das Leben ihres Herrschers bangten, doch dann wieder aufatmeten. Das Schwert blieb im Torso des Prinzen stecken. Der Körper fiel zu Boden.
Licorix lag nun in den Armen seines Vaters und schien sehr bald zu entschlafen: "Verzeih' mir, Vater.", sagte der Sterbende leise. Maros konnte sich die Tränen in diesem Moment trotz seiner eiskalten Art nicht verkneifen (weil es sich natürlich um seinen Sohn handelte, den er auf dem Gewissen hatte) und antwortete wimmernd: "Nein, Du bist nicht mein Sohn." Licorix atmete schwach und wollte noch etwas Letztes ausstossen, aber seine Pupillen erstarrten und jegliche Körperspannung entschwand aus seinem Leibe. Der letzte Verräter war tot. Das Volk bejubelte den König.
Iurix und seine Anhänger verliessen nach einer formellen Verabschiedung von der Holzbühne aus die Veranstaltung und begaben sich zu ihren Wohnsitzen zurück. Die Wachen nahmen die beiden anderen Leichen mit. Licorix sollte neben seinen Urahnen auf einem grossen Hügel ausserhalb der Stadt beerdigt werden. Der König begab sich mit gesenktem Haupt in den Palast zurück.
Dort traf er auf im Thronsaal auf den Hauptmann seiner Wache, Ceallach, der ihn über einen wichtigen Gefangenen informierte. "Und, ist er schon hier?", fragte Maros. "Ja, er ist im Gefängniskomplex unterhalb des Palastes untergebracht worden, mein König.", antwortete Ceallach. "Na dann wollen wir ihm doch einen Besuch abstatten, oder, Hauptmann?", fragte der boiische König. "Natürlich, ich begleite Euch.", nahm Ceallach den Befehl entgegen.
Die beiden kamen zur vorgesehenen Zelle an. Ceallach öffnete mit einem seiner Schlüssel die schwere Eisentüre. Im kleinen Raum lag Kallix angekettet. "Hier ist er also: Kallix, grosser General der Haeduer, Erzfeind des Leander, Onkel des Grossfürsten und seit neuestem Mörder des Thronräubers Rogerix. Jetzt seid Ihr mein Gast, alter Mann.", meinte Maros. "Dasselbe könnte ich von Euch behaupten", lächelte Kallix spöttisch. Ceallach verpasste ihm darauf eine Faust in seinen lädierten Bauch, wodurch er heftig husten musste. Auch an anderen Körperstellen waren Prellungen zu erkennen. "Keine Angst, wir werden Euch gut behandeln hier in Hallstatt. Aber zuvor müsst Ihr mir eine einzige und eine äusserst wichtige Frage beantworten". Dabei kniete sich Maros zu Kallix hin und mit einem Todesblick schaute er dem Haeduer tiefer in seine braunen Augen als in die ungewissen Gewölbe der Vergessenheit selbst.
"Wo ist Marica?"