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[LP] Ercolano

    • Offizieller Beitrag

    Bei seiner Nähe zum Hochadel Alegonas und dem Kunsthandwerk von Baramini ist es nicht verwunderlich, dass es sich bei Ercolano um einen ausgesprochen sauberen Bezirk mit gut verdienenden und recht gebildeten Einwohnern handelt. Ein nicht unbedeutender Teil von ihnen arbeitet im Hospital Pratineriunter dem stoischen, aber hilfsbereiten Oberarzt Gabino Jorda, der mit großem Eifer die Medizin und Hygiene in der Stadt fördern will. Er scheint ein ausgeprägtes Missfallen für die Schüler des Mondes zu hegen – und für die "herpesspuckenden Huren", die er erzwungenermaßen aus seinem Bürofenster über den Fluss hinaus zu Gesicht bekommt.
    Nichtsdestotrotz gilt er als Meister seines Fachs und es gibt nur wenige Verletzungen und Krankheiten, die er oder seine Mitarbeiter nicht behandeln können. Vorausgesetzt man kann es sich leisten.





    Einführung Gabino Jorda:
    "Und wenn Sie jetzt hier den Hautlappen anheben, können Sie hier den Sternum sehen." Gabino Jorda hob den Lappen an und ringsum ertönten "Ohs" und "Achs". Erklärend operierte er weiter während der Patient trotz seinem Beißleder mit den Zähnen knirschte. Offenbar hatte die Alkoholdosis nicht gereicht.
    Als Jorda den letzten Stich setzte und sich die Hände Gedankenverloren an seinem schwarzen Rock abwischte, bedankte sich der schweißüberströmte Mann mit schwacher Stimme.
    "Jeden Tag mit Zwiebel einreiben." Sagte der Oberarzt noch zu einer Schwester, ehe er den Operationsraum und seine Assistenzärzte verließ.
    Als er sein Arbeitszimmer betrat seufzte er und schüttelte sich. Die Aussicht aus dem Fenster mochte ganz schön sein mit dem Fluss der sich in Richtung mehr wälzte. Aber auf der anderen Flussseite befand sich das seiner Ansicht nach schändlichste Viertel der gesamten Stadt - Livorno.
    Die dort hausenden Huren hängten ihre verwerflich aufreizende Wäsche aus den Fenstern und wenn er Abends genau hinsah, konnte er sie sogar bei ihren Tätigkeiten beobachten. Und dabei hatte sicherlich die Hälfte die Syphilis, wenn diese Zahl nicht noch zu niedrig gegriffen war.
    Er kratzte an eingetrocknetem Blut an seinem Fingernagel herum und griff nach einem belegten Brot welches auf dem Tisch neben einem Glas mit eingelegten Erdferkel-Föten und zwischen verschiedensten Notizen und wissenschaftlichen Zeichnungen lag. Mit einem Glas Wein spülte er den etwas faden Beigeschmack herunter.
    "Doktor?" Eine Krankenschwester steckte den weiß behaubten Kopf zur Tür herein. "Kommen Sie bitte ganz schnell."
    Jorda verdrehte leicht die Augen und ließ das angebissene Brot auf den Tisch fallen. Er eilte zur Tür hinaus und in den Aufnahmebereich des Krankenhauses wo er in der Tat einen Patienten in schlechtem Zustand vorfand. Die Schlagader am Unterarm war geöffnet und der Mann ungewöhnlich bleich.
    Er war nicht bei Bewusstsein und Jorda war froh darüber, denn wäre er ansprechbar gewesen, hätte er sich sicherlich gegen die Behandlung gewehrt. Jorda kannte diese Art von Verletzung, sie rührte von den unsachgemäßen Behandlungen der Schüler des Mondes her, die versuchten ihr Blut miteinander zu mischen. Wieso diese Idioten aber immer noch nicht gelernt hatten, dass Schlagadern kein Spielzeug waren, war Arzt ein Rätsel.
    Schnell und fachkundig wurde der Arm verbunden. "Flößt ihm Brennesseltee ein, alle halbe Stunden und wenn er wieder zu sich kommt, gebt ihm rotes Fleisch zu essen." Seine Stimme klang ärgerlich - ohne die Schüler des Mondes hätte er bestimmt nur halb so viel Arbeit.

    • Offizieller Beitrag

    Einführung von Mario Moretti


    „Also, Signore, als Nächstes werde ich den Strom und seine Wirkungsdauer erhöhen, welcher über Ihren Sulcus nervi ulnaris zum Musculus abductor digiti minimi fliessen wird.“, erklärte der Professor dem Probanden seinen nächsten Schritt im Experiment. Er kontrollierte, ob der Unterarm noch fest genug im Lederriemen eingespannt war. An seiner merkwürdig aussehenden Säulenmaschine stellte er alles Nötige ein und dann schoss der Strom durch den Nerv des Probanden und seine Hand zitterte stark. „Wie anzunehmen war, ist die Erregung ihrer Hand und ihres kleinen Fingers sehr ähnlich wie die eines Tetanuskranken. Jetzt stellt sich die Frage, ob eine dementsprechende Therapie mit weitaus höheren oder tieferen Stromschlägen nützlich für eine Verbesserung des Gesundheitszustandes sei... Ahhh, aber dafür ist heute keine Zeit mehr und ich habe heute Nachmittag noch Patienten, fast vergessen! Für heute haben Sie sicherlich jedenfalls genug: Sie erhalten von meiner Assistentin Ihr Honorar, da Sie für mein Experiment hingehalten haben, Signore.“


    Moretti befreit den Probanden von seinem Leiden und vom Lederriemen. Er verabschiedete sich mit einem festen Händedruck und liess den Signore von seiner Frau grüssen. Just in jenem Moment kam ein Arztkollege, ein junger Assistenzarzt, ins Labor hineingerannt: „Dottore Moretti, kommen Sie sich einen Patienten ansehen, schnell!“ „Was ist es diesmal, was sie nicht bewerkstelligen können?“, hielt sich der Professor die Hand vor‘s Gesicht. „Ähhh... ein Schlangenbiss...“


    Am Patientenbett meinte Moretti zum Assistenzarzt: „Und wo ist das Problem jetzt? Hast Du ihn rechtmässig behandelt?“
    „Nun, äh, ja schon...“
    „Wo ist das Problem dann?“
    „Sehen sie...“, indem er die Decke beiseitelegte.
    „Eine stark ausgeprägte Nekrose am Bein aufwärts bis zum Knie und Oberschenkel?! Sind sie ein Idiot?! Amputieren muss man es, alles sogar!!! Herrgott nochmal, ekeln sie sich davor etwa?“
    „Es sieht schon hässlich aus...“
    „Ach... nehmen sie die Säge, spannen sie das Bein gut ein und geben sie dem Patienten einen Holzstock zum Beissen. Ist das so viel verlangt?!“
    „Ich wollte eigentlich vorher noch erfahren, von welcher Schlange das Gift stamme...“
    „Sparen sie sich das Labor!!! Bei so einem akuten Fall denkt man nicht viel nach, sondern amputiert!!! Ähm... ich meine“, indem sich Moretti dem verunsicherten Patienten zuwandte, „Nehmen Sie es nicht persönlich, aber an ihrem Bein kann man nichts mehr machen. Tut mir leid...“


    Da der Assistenzarzt sich immer noch vom nekrotischen Bein ekelte, führte Moretti selbst die Amputation durch. Einige Kollegen können für ihn wirklich anstrengend sein...

    • Offizieller Beitrag

    Eine Kutsche raste, ja sie raste auf den Innenhof des Hospitale Pratineri. Vom Trittbrett sprangen zwei livrierte Diener und einer von ihnen hastete den Eingang zum Hospital hinauf. Er schrie einem der Pfleger dort zu: "Holt sofort Gabino Jorda her! Pietro Parisi hat sich beim Treppen steigen den Fuß gebrochen und muss umgehend verarztet werden!"

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    Dr. Moretti war gerade dabei, aus dem Hospitale hinauszugehen für einen Spaziergang im Innenhof, als er diese Szenerie sah, und rief dem Diener zu: „Was ist passiert? Kann ich helfen?“

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    Jorda, welcher sich im Eingangsbereich aufhielt, bemerkte, dass draussen drei Personen miteinander im Gespräch waren. Er ging hinaus und fragte den Pfleger und Moretti: „Was ist hier los?“

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    "So weit kommts noch dass ich mich von dem Quacksalber behandeln lasse! Der ist im Stande und sägt mir ohne Grund den Fuß ab. Holt mir Jorda her!"
    Das Gebrüll war auch außerhalb der Kutsche gut zu hören. Der letzte Satz war umso lauter als jetzt der Verschlag geöffnet wurde und ein großer junger Mann heraus kletterte. Er ignorierte Moretti vollkommen und wandte sich direkt an den herbei eilenden Jorda.


    "Ah, Doktor! Pietro Parisi hat sich das Bein gebrochen und ist momentan etwas reizbar. Bitte kümmern Sie sich doch darum. Und vielleicht können Sie auch das Bein behandeln." Er grinste schief ob des schlechten Witzes.

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    „Es gibt keine Zeit für schlechte Witze und wegen meinem Kollegen Moretti halte ich mich da raus, obwohl ich zugeben muss, dass das Bein dieses Gärtners wirklich nicht mehr zu retten war.“, fuhr Jorda sogleich fort und deutete zum Eingang, „Wir müssen zur Notfallstation. Dort hat es alles für die Behandlung. Können Sie ihren Herrn stützen oder tragen?“

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    Elias Lobo machte ein verwirrtes Gesicht. "Welcher Gärtner? - Ach egal!"
    Er fuchtelte mit den Händen und die Diener und der Kutscher wuchteten den beleibten Parisi aus der Kutsche. Sein linker Fuß war ohne Bekleidung und scheinbar ganz ordentlich angeschwollen. Von den drei Männern gestützt hüpfte er in sehr seltsamen Bewegungen in Richtung Notaufnahme, das Gesicht zu allerlei Grimassen verzogen.


    Elias Lobo wandte sich nochmal zu Moretti um.
    "Ich muss Sie ersuchen hier zu bleiben. Ihre Anwesenheit würde meiner bescheidenen Meinung nach dem Patienten nicht gut tun."
    Er ließ ein höfliches Lächeln sehen. Vielleicht konnte man es als entschuldigend bezeichnen.

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    Moretti lächelte zurück: „Das Wohl des Patienten und seine Wünsche haben Vorrang.“, und machte sich aus dem Staub, um einen Spaziergang zu unternehmen.


    In der Notaufnahme, wo Jorda den Patienten ein Abteil mit einer Liege und etlichen medizinischen Utensilien zuwies, machte er noch die Vorhänge um die Liege zu. Die anderen Liegen und Betten waren zum Grossteil belegt und mancher mag sich wundern, was sich hinter den anderen Vorhängen für Patienten mit Krankheiten und Leiden verbergen.


    „Signore Parisi, wie ich sehe, ist Ihr linker Fuss angeschwollen. Ich vermute eine oder mehrere Brüche an den Ossa metatarsalia, den Mittelfussknochen. Zuerst möchte ich den Fuss mit Magerquark und Arnika einreiben und für die Nacht bandagieren, damit die Schwellung geringer wird. Danach kann ich den Fuss besser palpieren und beurteilen, ob eine Operation nötig sei. Aber so, wie ich es jetzt beurteile, brauchen Sie nur einen Gips für 6 Wochen. Möchten Sie noch ein Schmerzmittel? Ansonsten möchte ich jetzt den Fuss mit Magerquark und Arnika einbandagieren.“

    • Offizieller Beitrag

    "Keine Schmerzmittel, Doktor. Danke." Elias Lobo schaltete sich ein.
    "Er muss bei Verstand bleiben in seiner Position. Würden Sie mir nach dem Bandagieren noch ein Ohr leihen?"
    Parisi sah nicht danach aus als sähe er die Notwendigkeit bei Verstand zu bleiben wichtiger als die Schmerzmittel aber er sagte nichts dazu.

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    „Ja, ich habe Zeit.“, sagte Gabino Jorda und bandagierte dann Parisis Fuss ein. Er fragte den Patienten: „Möchten Sie über Nacht im Hospitale bleiben oder kommen Sie morgen in die Notaufnahme für den Gips?“

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    „Ja, das können Sie. Ich habe ein Canapée, aber sonst können Sie gerne ein Einzelzimmer bekommen.“, schlug Jorda vor.

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    "Äh, ich meinte nicht für den... Patienten... sondern für unser Gespräch. Ein Einzelzimmer wäre durchaus angemessen für den Parteiführer." Lobo beobachtete wie Parisi eine kleine Metallflasche aus der Westentasche zog und sich einen Schluck genehmigte.
    "Ich denke wir können gehen."


    Lobo folgte dem Arzt durch das Hospital bis dieser vor der Tür stehen blieb um aufzuschließen.

    • Offizieller Beitrag

    Jorda schloss die Türe zu seinem Büro auf und liess Lobo eintreten und Platz nehmen vor dem Bürotisch. Es herrschte ein wenig Unordnung auf dem Tisch: Neben dem Glas mit Erdferkelföten und wissenschaftlichen Schriften lagen einige Patientenberichte, administrative Papiere und ein grosses Physiologiebuch herum. Jorda stellte das Buch in das grosse Bücherregal links vom Tisch zurück. Er schaute kurz aus dem Fenster hinter dem Bürotisch hinaus und sah gegenüber des Flusses in Livorno eine Frau am Ufer entlanglaufen, wahrscheinlich eine Hure. Rechts vom Tisch befand sich das Canapée, welches Jorda vorhin erwähnte.


    „Also, möchten Sie ein Glas Wasser oder Alkohol oder wollen Sie gleich zum Gespräch kommen, Signore?“, fragte der Chefarzt.