Auf den ersten Blick ist Imeloca ein lebensfroher, bunter Stadtteil. Es treiben sich viele Ausländer herum und generell lassen sich in Imeloca so ziemlich alle Arten von Personen finden. Dementsprechend lang ist allerdings auch die Liste von Leuten, mit denen man sich besser nicht anlegen sollte. Dazu gehören auch der riesige farbige Lusse Semjon, besser bekannt als Simon und sein Chef Ivan vom "Lussia", einem ziemlich merkwürdigen, aber gut besuchtem Restaurant. Man erzählt sich unter anderem, dass Simon einmal einen Mann seiner Größe mühelos mit einer Hand hochgehoben haben soll. Entgegen diesem martialischen Bild, ist der Mann eigentlich ein Pazifist und wird nie müde in schwerem Akzent zu betonen: "Streiten ist aber nicht gut"
Streit gibt es allerdings genug in Imeloca: eine Menge Kartengangs treiben sich herum, Leute verschwinden hin und wieder und merkwürdige Vorkommnisse scheinen an der Tagesordnung zu stehen.
Lusse Semjon (Simon)
“Muscheln, ponzische Muscheln!”, rief Simon lautstark über die Köpfe der Einwohner Imelocas hinweg. Nicht Ortsansässige warfen ihm verwirrte Blicke zu.In Ponza gab es doch überhaupt keine Muscheln?“Sind gut! Und billig! Kommt, gibt Rabatt!”, setzte er seine Werbeaktion fort, aber die meisten Leute waren allein von seiner enormen Größe und seiner Statur so sehr eingeschüchtert, das sie sich nicht trauten näher zu kommen. Er beugte sich herunter und bat einer vorbeilaufenden Frau in freundlicher Tonlage ein Flugblatt an. Verängstigt zog sie ihre Tasche enger an den Körper und beschleunigte ihre Schritte. Seufzend richtete Simon sich wieder auf und wollte gerade von der Köstlichkeit ihrer Seezungen-rollen werben, da nahm er näherkommenden Krach war. Durchaus nichts ungewöhnliches in Imeloca, aber Simon wandte dem Geschehen trotzdem seine Aufmerksamkeit zu. Kaum hatte er seinen Kopf gedreht, sah er eine Handvoll mit Knüppeln bewaffneter Schläger einen anderen Mann verfolgen, der ebenfalls stark nach Halunke aussah. Er blickte sich panisch um und rannte ohne groß nachzudenken in das erstbeste Geschäft. Zufälligerweise handelte es sich dabei um den “Ponza-Fisch”.
Als die Ganoven (vermutlich Teil irgendeiner drittklassigen Kartengang) hinterher wollten, stellte sich Simon ihnen demonstrativ in den Weg.Man kannte ihn in Imeloca und die meisten der Randalierer realisierten auch, das sie ordentlich in der Klemme steckten. Einer von ihnen war allerdings offensichtlich neu und riss lautstark die Klappe auf:“Na los, geh uns aus dem Weg du schwarzes Riesenbaby! Sonst setzt’s was!”Lächelnd hob Simon seine rechte Hand, als würde er sie grüßen und ließ mahnend verlauten:“Streiten ist aber nicht gut! Macht dich hungrig!”Dann beugte er sich zu den Halunken herunter (er war fast zwei Köpfe größer als sie) und verkündete fröhlich: “Jetzt ich machen Hackfleisch aus euch”
Nachdem er diese Angelegenheit erledigt hatte, sah Simon auf den Sonnenstand und stellte fest, das seine Küchenschicht gleich beginnen würde. Zufrieden, wieder für Ordnung gesorgt zu haben, öffnete er die Tür, zog den Kopf ein und schlug die Vorhänge zurück. Der Mann von vorhin sah etwas ängstlich in seine Richtung, der grauhaarige Besitzer des Restaurants, Ivan, schien ihn nicht einmal zu bemerken und schnitt weiter mit einem gefährlich aussehenden Küchenmesser einen Fisch in Stücke . Mit einem sorgenfreien Lächeln fragte Simon den Mann, was er denn essen wolle und begab sich daraufhin in die Küche. Zwar vertrieb er mit seinem Aussehen immer wieder mal Kunden, aber in der Tat war Simon ein großartiger Fischkoch. Und so bekam der Mann ein Essen, das er zwar eigentlich nur aus Furcht nicht abgelehnt hatte, aber eines, das ihm dennoch ausgesprochen gut mundete.