Der Blick auf das Meer und der geschäftige Fischereihafen von Scandicci sind vermutlich die einzigen guten Qualitäten, die das Stadtviertel zu bieten hat.
Als Machtzentrum der Kartengangs unter dem Regul der Unterwelt gibt es nicht allzu viel, das in Scandicci mit rechten Dingen zugeht. Aber natürlich ist das organisierte Verbrechen gerissen und stets bemüht keine Beweise zu hinterlassen – die Stadtwache scheint allerdings auch nicht sehr bemüht, die großen Fische in den trüben Wassern des Viertels zu suchen und begnügt sich mit gelegentlichen Festnahmen von Taschendieben und anderen Kleinkriminellen.
In der Arena wird gewettet und gespielt, soweit das Auge reicht – und der Regul streicht einen großen Teil des Gewinns ein.
Nicht wenig davon gibt er für teure Farben und Leinwände aus, denn der kalkulierende grauhaarige Mann ist ein begnadeter Maler und die 21 Karten sind nur ein kleiner Teil seiner Werke. Trotz dieser üblicherweise ruhigen Fassade, sollte man ihn nicht provozieren.
Wenn der Regul etwas fordert, dann bekommt er es – auf die eine oder andere Art und Weise. Sollte die Angelegenheit Überzeugungskraft der besonderen Art benötigen, schickt der Regul den Mann, der nur als "Der Metzger" bekannt ist. Er hütet die Karte Der Tod mit der Nummer 13 so gut wie seinen Augapfel und scheut sich nicht ihren Namen im Sinne des Reguls mit seinen Silberwölfen zu verbreiten.
Der Regul ist schon lange Zeit an der Macht und so ist es nur natürlich, das einige der Kartengangs sich Privilegien erarbeitet haben, während andere benachteiligt werden.
Aber die wenigen die es gewagt haben, ihn darauf anzusprechen, wurden seitdem nicht wieder gesehen.
Einführung Regul
Genüsslich zog der ältere Mann mit den Lippen eine Weintraube vom Stengel. Leise knackend brach die Frucht und die stechenden blauen Augen richteten sich auf den jungen Mann der etwas unbehaglich in der Mitte des Raumes stand. Er hatte die Schultern hoch gezogen und rieb mit einer Hand seinen Oberarm. "Antonio. Du warst doch immer ein treuer Untergebener. Vielleicht nicht der hellste unter meinen Leuten aber zumindest warst du helle genug zu wissen wo dein Platz ist. Wie kommst du darauf, ich würde es gutheißen, wenn du mich bescheißt?" Zwar klang die Stimme des Reguls leichthin aber schon die Worte alleine stießen eine Drohung aus, dass Antonio schauderte. "Regul, ich schwöre, wir hatten eine verdammt miese Woche. Mein bester Fassadenkletterer hat sich den Arm gebrochen und dann war da noch der Regen..." Hilflos schwebten die letzen Worte im Raum. "Der Regen, der Regen. Jeder von euch Jammerlappen kommt mir mit dem Regen wenn er nicht genug Abgaben mitbringt. Aber die Sache mit deinem Fassadenkletterer will ich dir vielleicht sogar abkaufen. Dennoch ist das hier ein Witz." Der Regul deutete auf den Sack den einer der Silbernen Wölfe in der Hand hielt. Im Sack hatten sich 2 Silberthorins zu einer handvoll Venturs und einer vergoldeten Brosche gesellt. "Ich bezweifle dass dies die vollen 40% von euren Einnahmen sind. Auch wenn eure Einnahmen gerade wirklich niedrig sind. Ich habe einen Vorschlag." Er gähnte und ließ sich erneut eine Weintraube in den Mund fallen woraufhin er aufstand und auf Antonio zuging. "Du wirst mich NIE mehr bescheißen und ich mache dafür das hier nicht mehr." Er packte die Hand des jungen Ganganführers und brach ihn mit vernehmlichen Knacken den kleinen Finger. Antonio entfuhr ein Wimmern. "Du kannst gehen." Der Regul schien das Interesse verloren zu haben.
Während Antonio fluchtartig die Arena verließ schlenderte der Regul mit den Weintrauben in der linken Hand durch von Gemälden gerahmte Gänge. Am Ende des Ganges betrat er ein Zimmer welches Büroartig aufgebaut war. Erlesene Möbel aus dunklem Holz bildeten die Einrichtung und an der Wand waren große Bilder aufgehängt die Eigeninterpretationen der Großen Arkana darstellten. Vom Büro trat er durch einen Vorhang hindurch direkt auf einen Balkon der einen Ausblick über den großen Saal der Arena bot. Beinahe im gesamten Saal waren waren Spieltische für die verschiedensten Spiele aufgestellt. Vom klassischen Roulette und Poker bis hin zu exotischerem Glücksspiel wie Schwips-Vabanque war alles vertreten. In der Mitte des Saales befand sich eine große Bar und korrekt gekleidete Kellner bedienten an den Tischen. Verschiedene Türen führten in kleinere Räume in denen privatere Gesellschaften zusammenfanden. Jede der Türen wurde von einigen einschüchternd aussehenden Türstehern bewacht.
Der große Saal war den betuchten Besuchern vorbehalten die wussten, wie sie sich in guter Gesellschaft zu verhalten hatten. Es gab aber noch andere Räume in der Arena in denen sich das gewöhnliche Volk und die Vertreter der Unterwelt dem Glücksspiel hingaben. Die beiden Welten wurden allerdings tunlichst voneinander fern gehalten.
Der Regul stützte sich mit beiden Händen an der Brüstung des Balkons ab und ließ seinen Blick schweifen. Von unten war er beinahe nicht zu sehen weil die Luster die Licht spendeten unter ihm angebracht waren. So hatte er alles gut im Blick ohne selbst gesehen zu werden. Er erkannte einige der reichen Händler und sogar ein paar Adlige die sich um einen Roulette-Tisch mit hohen Einsätzen geschart hatten.
Auf ein Fingerschnippen brachte ihm einer seiner Bediensteten einen Kelch mit seinem üblichen Wein, ein frischer Weißer aus Ponza, den er so früh am Abend bevorzugte. Ein leichtes Lächeln kräuselte seine Lippen als er der Gesellschaft unter ihm spöttisch zuprostete. Die Tische waren zwar nicht manipuliert aber jeder, der sich mit Glücksspiel beschäftigte, wusste dass die Bank immer gewann. Und im Falle der Arena war ER die Bank.