Die Schlacht am Olivenhain
Antiochos
Es war bereits Mittag. Die Sonne stand im Zenit. Es war zwar noch nicht ganz Sommer, doch bereits glühend heiß, daher marschierten die Soldaten nur langsam. Antiochos hatte auf Anraten seiner Kundschafter einen kleinen Umweg eingebaut, damit seine Armee durch einen großen Olivenhain marschieren konnte, um so wenigsten etwas Schatten zu bekommen. Sie waren zudem nicht gleich ins Tal hinabgestiegen, sondern hatten einen höher gelegenen Weg eingeschlagen. So konnte man darauf hoffen, dass wenigstens etwas Wind die Männer, die Pferde und vor allem die Elefanten kühlen konnte. So nahe am Feind mussten die Soldaten in voller Rüstung marschieren. Auch wenn der Weg so etwas länger war, waren sie dankbar für die wenigen Annehmlichkeiten, die ihnen so ermöglicht wurden.
Einige Soldaten murrten dennoch. Sie waren der Meinung, dass die ägyptische Streitmacht ohnehin viel zu klein war, um sich ihnen in offener Feldschlacht zu stellen. Wahrscheinlich würden sie sich hinter den Mauern von Hierosolyma verschanzen. Warum mussten sie bei dieser Hitze in voller Rüstung marschieren?
Abgesehen, dass Antiochos von solchen Verweichlichungen nichts hielt, wollte er lieber vorsichtig sein. Kundschafter konnten sich irren und seine Spione waren auch nicht immer zuverlässig. Er blieb also hart, auch zu sich selbst.
Die Armee wälzte sich wie eine gigantische Schlange vorwärts. Antiochos ritt, wie immer, mit seiner Leibwache und der schweren Reiterei vorn. Hinter ihm folgten die Schildträger, dann die restliche Phalanx. Die leichten Truppen marschierten links und rechts der Straße. Das machte den Marsch für sie zwar beschwerlicher, aber so waren zum einen die Flanken gedeckt zum anderen wurde der Heereszug so kürzer. Hinter der Phalanx kam der Tross der Armee. Ihm folgten die Elefanten und die Hilfstruppen, darunter auch die Kataphrakten. Die Nachhut bildete die restliche Reiterei, die nicht zum Kundschaften ausgesandt worden war. Den Abschluss bildete die Masse der Händler, Huren und des anderen Gesindels, der sich auf eigene Gefahr der Armee angeschlossen hatte. Der Tross war deshalb zweigeteilt, weil Antiochos den Hilfsvölkern nicht traute, einmal, weil sie sich bei einem Überfall zu viele Sorgen, um ihr Gepäck und die bisherige Beute machen könnten, zum anderen weil Ptolemaios sehr, sehr reich war. Die Zivilisten mussten dennoch hinten laufen, da sie bei einer Schlacht zu viel Unordnung verursachen würden.
Antiochos bog mit der Spitze um eine Kurve und sie bekamen durch die Ölbäume einen ersten Blick auf die heilige Stadt der Juden, die in der Ferne auf sie wartete.
"Morgen, werden wir in Hierosolyma nächtigen, o König."
"Seid euch da mal nicht zu sicher, Numerios! Ich glaube nicht, dass sich Phytiades ohne Kampf ergibt. Ptolemaios hat ihn nicht ohne Grund zum Befehlshaber ernannt", antwortete Antiochos.
"Dann wäre er sehr töricht, mein König. Schließlich sind wir ihm zahlenmäßig weit überlegen."
"Zahlen sind nicht alles. Wie oft muss man dir das noch erklären?" wandte Sibyrtios ein.
"Einem Dioiktetes wirst du das nie vermitteln können. Sein Leben wäre sonst sinnlos", erwiderte Antiochos, bevor Numerios etwas sagen konnte. Alle lachten und Numerios schaute verärgert drein, hatte er sich doch einen schönen Konter zurechtgelegt. Alle verstummten, als drei Reiter auf sie zu galoppiert kamen. Die Leibwächter senkten Kampfbereit die Speere, doch Antiochos hatte sie bereits als seine Kundschafter erkannt: "Ruhig, das sind unsere!"
Der Mittlere hob die Arme, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war und rief:"Oh König, das feindliche Heer ist hier...."